Der Aussteiger - Karriere zwischen Himmel und Höhle
Kann ein Dreizehnjähriger so verzweifelt sein, dass er sich das Leben nehmen will? Doug war es. Er stand auf dem Dach eines Hochhauses und schaute hinunter auf das geschäftige Treiben New Yorks. Seine Zehen ragten über die Kante des Mauervorsprungs. Er lehnte sich vor in der Hoffnung, von der nächsten Windböe hinuntergestoßen zu werden, um nicht selbst springen zu müssen. Während er noch zögerte, schoss ihm durch den Kopf, dass vor kurzem ein Mann in einer ähnlichen Situation mit schwersten Verletzungen überlebt hatte. Das wollte er auf keinen Fall! Er wollte tot sein und nicht als Krüppel weiterleben! Frustriert kletterte er zurück. Er nahm sich vor, sein Leben nicht mit einem Winseln, sondern mit einem Knall zu beenden. Sein Leben war ein einziges Chaos. In der Schule lief alles schief. Die Zeugnisse waren eine Katastrophe und ständig war er in Schlägereien verwickelt. Doch sein ganzes rebellisches Verhalten war nichts anderes als ein Schrei nach Liebe. Durch die unmöglichsten Eskapaden versuchte er, Aufmerksamkeit zu erlangen, besonders von seinen vielbeschäftigten Eltern. Wiederholt lief er von Zuhause fort und einige Male saß er sogar im Gefängnis.
Schon einmal hatte er versucht, eine Überdosis Valium zu schlucken. Doug quälten Fragen nach dem Sinn des Lebens: Woher komme ich? Warum bin ich hier? Wohin gehe ich? Seine Lehrer hatten ihm erzählt, das Universum sei nichts anderes als der Rülpser eines Zufalls. Er selbst sei ein überentwickelter Affe und nach dem Tod verfaule er einfach nur. Das Leben schien ihm nicht lebenswert. Dabei lag ihm alles zu Füßen, wovon ein Teenager nur träumen konnte: Sein Vater war Multimillionär, seine Mutter bildschön und im Showbusiness. Sie schrieb Songs für Elvis und ging bei den Berühmtheiten Hollywoods ein und aus. Auch für Doug und seinen Bruder Falcon waren die Stars gute Bekannte. Paul Newman, Clint Eastwood, Dustin Hoffman, Mohammed Ali: Sie alle waren Freunde ihrer Mutter. Schön, reich und berühmt zu sein: Das wollte doch jeder. Dougs Eltern waren es. Und doch erlebte Doug aus erster Hand, dass diese Dinge nicht wirklich glücklich machen. Viele der Stars dieser Glitzerwelt waren alkohol- und drogenabhängig und alles andere als glücklich. Hinter einer schillernden Fassade waren sie schrecklich einsam.
Dougs Eltern hatten sich scheiden lassen, als er noch klein war, und jeder suchte für sich nach dem Kick, der die innere Leere füllen sollte. Sein Vater war ganz auf seine Karriere fixiert. Zu seinem Business- Imperium gehörten zwei Fluggesellschaften und einige Flugzeugwerke. Er besaß einen Privatjet, eine Traumyacht, einen Rolls-Royce und eigenes Sicherheitspersonal. In seiner Freizeit fuhr er Autorennen und betrieb andere teure Sportarten. Seine Villa lag auf einer Insel vor Florida, auf der nur ausgewählte Personen Zutritt haben. Aber irgendwie schien er nicht glücklich zu sein, sondern wirkte getrieben und abhängig. Privat stolperte er von einer Ehe in die nächste; Alkohol war sein steter Begleiter. Doug war blitzgescheit und durchschaute schon früh das Hamsterrad der Erwachsenen. Er wusste, dass weder Geld noch Ruhm die Befriedigung bringen, nach der jeder Mensch sucht. Aber was war es dann? Schon in jungen Jahren begann er mit seiner Suche nach dem wahren Glück – jenem Glück, das einem nicht wieder durch die Finger gleitet.
Als er elf war und seine Probleme in der Schule wieder einmal die Schmerzgrenze erreicht hatten, schickten ihn seine Eltern auf eine Militärakademie. Seine Mutter ließ die Wahl der Schule durch ihr Ouija- Brett bestätigen. Sie war zwar jüdisch aufgewachsen, interessierte sich aber mehr für das Okkulte. Sie hielt sogar Séancen bei sich zuhause ab, auf denen die „Geister der Verstorbenen“ befragt wurden. Erst später lernte Doug, dass Tote nichts wissen und bei den Séancen in Wirklichkeit Dämonen am Werk seien.
Auf der Militärakademie war jede auch noch so kleine Kleinigkeit durch Vorschriften geregelt, selbst in welcher Breite und Länge die Unterwäsche zusammengefaltet sein musste. Kleine Vergehen wurden hart bestraft. Einmal prügelte ihn der Lehrer, ein hartgesottener Militäroffizier, mit seinem haken- und ösenbesetzten Gürtel so heftig, dass Doug mitsamt dem Tisch quer durch den Raum flog. Die älteren Kameraden demütigten ihn als Neuankömmling, wo sie nur konnten.
Doug passte sich jedoch schnell den Gegebenheiten an. Angesichts des festen Rahmens für sein Leben blühte er regelrecht auf. Seine Schulnoten waren ausgezeichnet, und in mehreren Sportarten gehörte er zu den Besten. Erfolg war für ihn etwas ganz Neues!
Im darauffolgenden Jahr wurde er von einem Extrem ins andere geworfen. Nach einem erneuten Ausriss glaubten seine ratlosen Eltern, das Allheilmittel gefunden zu haben: Pinehinge war ein Versuchsprojekt, eine „Freie Schule“ in Maine. Die Philosophie dieser Schule war, dass Kinder nur die Dinge lernen, die ihnen wichtig sind. Völlige Freiheit: Das klang verlockend. Tatsächlich war die Schule noch „freier“, als man vermutet hätte. Die Lehrer waren coole Hippies, deren Devise „laissezfaire“ hieß. Es gab nur drei Regeln, die jedoch jeder geflissentlich ignorierte: Keine Drogen, kein Sex, keine Schlägereien. Die Wohnheime und Zimmer waren nicht nach Geschlechtern getrennt. Man brauchte morgens nicht aufzustehen, wenn man nicht wollte und auch nicht zum Unterricht oder zum Essen gehen. Den Schülern war gesagt worden, dass sie alles lernen konnten, was sie wollten. Und das taten sie auch. Sie lernten, wie man Kleber schnüffelt und wie man Bier und LSD herstellt. Während des Unterrichts wurde geraucht – sogar Marihuana. Und auch in die höhere Kunst des Einbrechens wurde Doug von einigen seiner Mitschüler eingeführt.
Ein Kursangebot allerdings interessierte ihn wirklich: die Silva- Bewusstseinskontrolle. „Lerne, wie du bei der Lotterie gewinnst, wie du Menschen heilen und Dinge passieren lassen kannst und wie du Kontrolle über dein Leben hast.“ Ihm wurde gesagt, der Mensch selbst sei Gott. Mithilfe seiner göttlichen Kraft könne er alles bewirken, was er wolle. Er lernte, wie man durch eine Art Selbsthypnose einen veränderten Bewusstseinszustand, den Alphaoder Theta-Level, erreicht. Tatsächlich geschahen unglaubliche Dinge. Allen Beteiligten war klar, dass hier eine übernatürliche Macht am Werke war. Doug kannte die Bibel nicht und hatte keine Ahnung, dass er sich hier tatsächlich unter die Herrschaft satanischer Mächte begab.
Doch all die Freiheiten in dieser Schule machten Doug nicht glücklich. Im Nachhinein war es eines seiner unglücklichsten Jahre. Er konnte keinen Sinn in seinem Leben erkennen. In der strengen Militärschule mit all ihren Vorschriften war er deutlich glücklicher gewesen als in der freien Schule, in der es keine Regeln gab. Das war Doug damals jedoch noch nicht bewusst. Er hatte in Pinehinge Blut geleckt. Sein Hunger nach uneingeschränkter Freiheit war unstillbar. Sein Vater, bei dem er den Sommer verbringen sollte, konnte ihn nicht bändigen. Bald riss Doug wieder aus. Mit einem Freund lebte er auf der Straße und in Obdachlosenheimen. Sie hielten sich mit dem Stehlen von Autos, Fernsehern und allem anderen, was man zu Geld machen konnte, über Wasser. Als er später eine Wohnung hatte, arbeitete er gleichzeitig als Wachmann, was ihm überaus nützliche Insiderkenntnisse für seine Einbrüche verschaffte. Ein Kollege kam ihm auf die Schliche und warnte ihn, dass alles Böse, das er tat, auf ihn zurückfallen würde. Es gäbe einen Gott, und nichts, was man im Leben tut, bliebe ohne Folgen. Doug lachte ihn aus. Er war zu gewieft, als dass man ihn erwischen würde. Dann allerdings geschahen einige Dinge, die ihn nachdenklich machten. Diebe brachen in seine Wohnung ein und stahlen genau die Gegenstände, die er selbst gestohlen hatte. Freunde plünderten seine Nahrungsvorräte, die auf den Cent genau das gekostet hatten, was er selbst gerade an Nahrungsmitteln gestohlen hatte. Es war unheimlich. Zum ersten Mal war Doug überzeugt, dass es dort draußen eine höhere Macht gab, die alles sah.
Sein Vater war mit Dougs „freiem Leben“ nicht glücklich. Er wollte, dass er wieder zur Schule ging und schwärmte ihm von der Flint School Abroad vor, einer Schule auf einem Segelschiff, bei dem die Schüler die Mannschaft stellten. Welch herrliche Aussichten: Tauchen, Wasserskifahren, fremde Länder. Zu spät stellte Doug fest, dass dieses Segelschiff eher eine Art Gefängnis für schwer erziehbare Kinder der Superreichen war. Im Mittelpunkt des akademischen Programms dieser Schule stand die Evolutionstheorie. Darwin war ein Held; wer an die Schöpfung glaubte, wurde ausgelacht. „Es gibt keinen Gott“, sagte der Lehrer. „Ihr müsst euch euren eigenen Gott schaffen. Wenn ihr auf jemanden drauftreten müsst, um euer Ziel zu erreichen, zögert nicht. Tut es! Wenn ihr es nicht tut, wird euch jemand anderes zuvorkommen.“ Diese kalte Lebensphilosophie hinterließ bei Doug ein Gefühl der Einsamkeit, wie er es noch nie gespürt hatte.
Doug war inzwischen auf der Suche nach Gott und glaubte, ihn in den östlichen Religionen zu finden. Er zog sich zurück von den anderen, meditierte viel und spielte auf seiner Flöte – auch wenn die anderen über ihn spotteten. Eines Tages zog ein schwerer Sturm auf. Riesige Wellenberge – bis zu 10 Metern hoch – drohten das Schiff in die Tiefe zu reißen. Innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich die stolze Mannschaft in einen Haufen grünlich aussehender Gesellen. Alle spuckten, was das Zeug hielt. Das ganze Deck war eine einzige schlüpfrig-eklige Masse. Plötzlich gab es einen gewaltigen Knall: Das Hauptsegel war zerrissen. Es musste unbedingt ersetzt werden. Und dazu musste jemand am Mast nach oben – ein lebensgefährliches Unterfangen, besonders bei diesem Monstersturm. Doug meldete sich freiwillig. Und dann passierte es:
Während Doug in luftiger Höhe hing und mit dem Sturm kämpfte, verkeilte sich der Führungsring, den er befestigen musste. Doch bei dem Heulen des Sturms konnte niemand seine Schreie hören. Das Schiff schaukelte von einer Seite zur anderen. Der hohe Mast, an dem Doug hing, schwang in riesigen Bögen mit, tauchte beinahe in die großen Wellen auf der einen Seite, um ihn dann wie eine Rakete durch die Luft auf die andere Seite zu schleudern und dort ebenfalls fast in die tobenden Wellen einzutauchen. Es gab nur eine winzige Chance, nicht in die Fluten hineingeschleudert zu werden: „Oh Gott! Bitte rette mich!“, schrie Doug. „Lass mich nicht sterben!“ Er sprang vom Mast herunter und landete wie durch ein Wunder im Netz. Es war seltsam. Die Hölle dieses lebensbedrohlichen Sturms hatte die spottenden Atheisten in Gläubige verwandelt – zumindest vorübergehend. Überall hörte man Gebete und Schreie nach Gott. Not lehrt beten, sagt man. Aber danach waren alle schnell wieder im alten Trott.
Als Doug über die Weihnachtsferien bei seinem Vater in Florida war, riss er wieder aus. Er hatte auf einer seiner Abenteuerreisen ein wunderschönes Tal in den kalifornischen San-Jacinto-Bergen oberhalb von Palm Springs entdeckt. Doug war inzwischen 16 Jahre alt und träumte davon, in einer der dortigen Höhlen zu leben. Er wollte einfach nur „aussteigen“. Die weite Reise wollte er als Tramper zurücklegen, doch das Glück schien sich gegen ihn zu stellen. Völlig durchgefroren, hungrig und ohne einen Cent in der Tasche stand er bereits seit acht Stunden in Oklahoma an der Straße. Völlig am Ende seiner Kräfte wagte er schließlich, mit Gott zu reden: „Gott, ich weiß, dass ich ein schlechter Mensch bin. Vergib mir alles, was ich anderen angetan habe. Und bitte schick mir ein Auto. Und etwas zu Essen. Und etwas Geld. Ein Auto, das mich bis nach Kalifornien mitnimmt – mit jemandem, der normal ist.“ Er hatte genug von wilden Erlebnissen mit abgedrehten Typen, denen er auf seinen Anhalterreisen begegnet war.
Er hatte sein stilles Gebet kaum zu Ende gesprochen, da hielt ein weißer Kleinbus. Der Fahrer bot ihm an, ihn mitzunehmen – bis nach Kalifornien! Der Mann bezahlte auf der weiten Fahrt sogar das Hotel für Doug – und auch das Essen. Und am Ende schenkte er ihm sogar noch etwas Geld! Er fuhr ihn tatsächlich bis in das Tal, das Doug sich als Ziel gesetzt hatte. Erst beim Aussteigen wurde Doug so richtig bewusst: Gott hatte alle seine vier Bitten erfüllt: Eine Fahrt bis nach Kalifornien, Essen, Geld und ein – naja – halbwegs normaler Mensch mit einem kleinen Schönheitsfehler: Er war Christ. Von Christen hatte Doug keine gute Meinung. Seine jüdischen Verwandten hatten ihm erzählt, dass Christen für die meisten Gräuel und Kriege in dieser Welt verantwortlich waren.
Für Doug begann jetzt ein völlig neuer Lebensabschnitt. Er deckte sich mit bescheidenen Vorräten ein und machte sich auf den beschwerlichen Aufstieg zu einem Höhenzug, der 1400 m über Palm Springs lag. Auf der anderen Seite des Bergrückens wanderte er weiter bis ins dritte Tal. Er wollte möglichst weit weg sein von der Zivilisation – irgendwo allein in der Natur und mit sich selbst. Und er fand, was er suchte. An einem alleinstehenden Felsen erschloss sich seinen staunenden Augen ein wahres Paradies. Die Schönheit dieses Ortes verschlug ihm fast den Atem: Unterhalb des Felsbrockens lag eine größere Höhle, die von Sonnenlicht durchflutet war. Auf der rechten Seite des bogenförmigen Eingangs sprudelte ein Bach aus dem Canyon hervor, plätscherte über einen großen, glatten Felsen und stürzte sich in einen smaragdgrünen Pool. Das Wasser war tief genug zum Schwimmen. Auf der linken Seite erstreckte sich eine kleine grasbewachsene Ebene. Im hinteren Bereich der Höhle führte ein niedriger Eingang in eine zweite, kleinere Höhle: der perfekte Ort zum Schlafen. Er war einfach überwältigt. Dies sollte für die nächsten anderthalb Jahre sein Zuhause werden.
Auf einem kleinen Felsabsatz innerhalb der Höhle lag ein schwarzes Buch. Es war von einer dicken Staubschicht bedeckt. Er blies sie fort und las: Die Heilige Schrift. Offensichtlich hatte hier jemand vor ihm gelebt, der auch auf der Suche nach Gott war. Er musste das Buch zurückgelassen haben.
Doug richtete sich häuslich ein. Ein Schlafplatz, ein Essplatz, ein kleiner selbstgebauter Backofen und ein Tisch, eine Feuerstelle, Feuerholz, ein Platz für seine Kleider und für seine Nahrungsvorräte: Alles wurde fein säuberlich hergerichtet. Jeden Tag gab es viel zu Arbeiten, zu Kochen und Sauberzumachen. Sein „Heim“ wurde immer perfekter. Und er lernte, das Leben in der Natur zu meistern. Ein- bis zweimal wöchentlich ging er hinunter in die Stadt, wo er Bekanntschaft schloss mit anderen Hippies und den Obdachlosen von Palm Springs.
Er wurde bekannt als der „Höhlenmensch“. Seine neuen Freunde brachten ihm bei, wie man ohne Geld zu Nahrung kommt. Zuerst war er entsetzt, dass sie in den Mülltonnen herumkramten. Aber schließlich überwand er sich und wühlte selbst nach Essbarem. Er war einen weiten Weg gekommen: der Millionärssohn, der sich aus dem Abfall ernährte. Und trotz seiner langen Reise hatte er das, was er eigentlich suchte, immer noch nicht gefunden: wahres Glück, wahren Frieden und die Antworten auf seine drängenden Lebensfragen. Die Natur um ihn herum brachte ihm Gott näher, aber die Wahrheit war ihm noch nicht begegnet.
Er las Unmengen von Büchern über Philosophie und östliche Religionen. In ihnen wurde er aufgefordert, zu meditieren und nach innen zu schauen: Dort würde er Gott finden. Aber je mehr er in sein Inneres schaute, desto unzufriedener wurde er. Er wusste sehr wohl, dass sein Innerstes ein heilloses Chaos war. Auch Drogen hatten ihn der Gotteserkenntnis nicht näher gebracht. Eines Tages beschloss er, wenigstens einmal in die Bibel zu schauen, die sich immer noch auf der Felsablage befand. Er schlug sie auf und las auf dem Deckblatt den handschriftlichen Eintrag: „Es ist mein Gebet, dass der Finder dieser Bibel dieses Buch liest und den gleichen Frieden und die gleiche Freude findet wie ich.“
Nun ja, auf der Suche nach Frieden war er ja. Er glaubte zwar nicht, dass er ihn hier finden würde, dennoch fing er an zu lesen. Bald nahmen ihn die Geschichten gefangen. Es schien, als sei eine himmlische Gegenwart im Raum, die an seiner Seite stand und ihm die Überzeugung ins Herz gab, dass dies hier wirklich die Wahrheit war. Gott hatte den Menschen geschaffen und nicht der Zufall, las er hier! Gott hat einen Sinn für sein Leben. Gott liebt ihn und bietet ihm die Rettung an, eine völlige Veränderung seines Herzens. Er las und las und war wie gefesselt. Selbst das Essen wurde unwichtig.
Er war davon ausgegangen, dass Jesus ein betrügerischer Scharlatan war, der nur auf seine eigene Ehre bedacht war. Stattdessen entdeckte er in Jesus einen warmherzigen, starken, liebevollen und vergebenden Menschen, der umherging und Menschen lehrte, heilte und sogar vom Tode auferweckte. Er spürte, dass er eine Entscheidung treffen musste. Er wollte von ganzem Herzen die Wahrheit erfahren. scheiden, wie er sich zu Jesus stellte. Wer war er wirklich? Es gab für Doug nur drei Möglichkeiten: Entweder war Jesus verrückt, oder er war ein Lügner, oder er war der, der er behauptete zu sein, nämlich Gottes Sohn.
Könnte er ein Verrückter gewesen sein? Doug dachte an die vielen Gelegenheiten, bei denen Jesus seine Feinde mit nur wenigen Worten zum Schweigen gebracht hatte. Er dachte an die Kraft, die von seinen Worten ausging, wie er die Gedanken und Absichten in den Herzen der Menschen lesen konnte. Nein, er konnte nicht verrückt sein. Er war genial, hochintelligent. War er ein Lügner und Betrüger? Er dachte an Jesu Leben des selbstlosen Dienstes, wie er umherzog und die Kranken heilte, Tote auferweckte und Dämonen austrieb. Sein ganzes Leben war nur darauf ausgerichtet, anderen zu dienen, Heuchelei zu entlarven und die Wahrheit zu fördern. Wenn er ein Lügner gewesen wäre, hätte er ja mit Leichtigkeit dem Tod entgehen können. Er hätte bei seiner Gerichtsverhandlung einfach nur lügen müssen. Doug selbst war ein gewiefter Lügner, und – wie man so sagt – ein Lügner erkennt einen Lügner. Nein, Jesus war kein Lügner. Das ließ nur den Schluss zu, dass er der war, der er behauptete zu sein: Gott, der Fleisch geworden war und auf diese Erde gekommen war, um unter uns zu wohnen. Die Erkenntnis dämmerte Doug mit zwingender Klarheit. Und dann fiel er dort in seiner Höhle auf die Knie und rief laut: „Herr Jesus, ich glaube, dass du der Sohn Gottes bist und dass du mein Erlöser bist. Ich glaube, dass du für meine Sünden bezahlt hast. Ich möchte, dass du in mein Leben kommst und mir zeigst, wie ich dir nachfolgen kann.“
Doug konnte spüren, wie die Mächte des Bösen und des Guten in seinem Herzen kämpften. Satan versuchte, ihn zu entmutigen und ihm klar zu machen, dass er zu abgrundschlecht und ein hoffnungsloser Sünder sei, dass er zu weit gegangen sei und dass es für ihn keine Hoffnung gäbe. Aber Doug hörte auf die andere Stimme, die ihm Mut zuflüsterte. Er betete: „Jesus, ich weiß, dass ich eine Menge gemeiner, dummer Dinge getan habe. Es tut mir so leid. Kannst du mir bitte all das vergeben? Und kannst du mich bitte ändern?“
Doug blieb noch eine Weile auf den Knien. Dann spürte er, dass der süßeste Friede, den er je gespürt hatte, in sein Inneres einzog. Er wusste, Gott hatte sein Gebet gehört und seine Sünden vergeben. Die Natur um ihn herum war wie ein Gruß von seinem Schöpfer, seinem Vater im Himmel, der ihm sagte, dass er ihn über alles liebt. Doug war zuhause angekommen. Alles, was er gesucht hatte, war ihm geschenkt worden. Seine Vergangenheit war bereinigt, die Zukunft lag verheißungsvoll vor ihm.
Doug konnte es kaum erwarten, seine neue Erfahrung an andere weiterzugeben. Er betete: „Lieber Herr Jesus, gib mir eine Gelegenheit, dass ich anderen von dir erzählen kann.“ Eigentlich traute er sich das nicht zu, aber er dachte, dort oben in den Bergen würde er ohnehin nicht sehr vielen Menschen begegnen. Zwei Tage später wanderte er ins Tal und rief bei seiner Mutter an. Sie war ganz aufgeregt. „Wie gut, dass du anrufst. Ich habe hier ein Fernsehteam, das unbedingt eine Dokumentation über dein Höhlenleben drehen möchte.“
Nur wenige Tage später wurde ein Kamerateam per Hubschrauber direkt in sein Tal eingeflogen. Diese Reportage gab Doug Gelegenheit, über seine Bekehrung und sein neues Leben mit Gott zu erzählen. Der Bericht wurde mehrfach in allen Staaten der USA gesendet und Millionen hörten seine Geschichte. Was für ein Erlebnis! Nie hätte Doug sich träumen lassen, auf welche Weise und wie schnell Gott sein Gebet beantworten würde.
Doug las weiter in der Bibel. Die Frage, die ihn jetzt bewegte, war: In welche Kirche soll ich gehen? Es gibt so viele. Er suchte die verschiedensten Kirchen auf und beschäftigte sich mit deren Lehren. Aber immer wieder musste er enttäuscht feststellen, dass sie nicht in allem mit dem übereinstimmten, was er in der Bibel gefunden hatte. Einer seiner Höhlenfreunde, Glen, brachte ihm eines Tages ein Buch mit und sagte einfach: „Lies das. Da wirst du die Antwort finden.“ Das Buch war ein dicker Wälzer mit dem Titel Der große Kampf. Nun ja, dachte Doug, ich werde nur ein paar Seiten lesen, um Glen zufriedenzustellen. Aber die Lektüre zog ihn dermaßen in den Bann, dass er nicht aufhören konnte. Als Glen wieder vorbeikam, fragte er:
„Wer ist diese Ellen White? Ich habe noch nie so ein Buch gelesen. Es ist, als rede sie mit Vollmacht.“
„Da hast du wohl Recht“, sagte Glen, „man sagt, sie sei vom Heiligen Geist inspiriert.“
„Ich möchte sie gern treffen“, sagte Doug. „Da muss ich dich enttäuschen, sie ist bereits seit vielen Jahrzehnten tot. Aber ich kann dir noch andere Bücher von ihr bringen. Patriarchen und Propheten, Der Weg zu Christus, Das Leben Jesu und viele andere.“
Doug besorgte sich diese Bücher und las sie. Er schwelgte regelrecht in ihnen. Sie zeigten ihm eine Tiefe der Wahrheit, wie er es nicht zu hoffen gewagt hatte. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte.
Inzwischen ist Doug Batchelor seit Jahrzehnten Mitglied dieser weltweiten Kirche, die alle jene Wahrheiten vertritt, die er selbst in der Bibel erkannt hatte. Als Direktor und Sprecher des Fernsehsenders Amazing Facts erreicht er heute Millionen von Menschen weltweit. Er ist beliebt wegen seiner unvergleichlichen dynamischen Art, wegen seiner zu Herzen gehenden Botschaften, seinem Humor und seiner Fähigkeit, die Schrift verständlich auszulegen. Unzählige Menschen haben durch ihn den Weg zu Christus und zur Wahrheit gefunden. Er ist ein starkes Zeugnis für die umwandelnde Kraft des Evangeliums und die Macht Gottes, die aus einem verlorenen Leben etwas völlig Neues schaffen kann.
Doug Batchelor, „Der Aussteiger: Karriere zwischen Himmel und Hölle“ Info Vero (Ausg. 3, Dez. 2012), S. 18-27