AfD kritisiert Anpassung der evangelischen Kirche

16.04.2018 Deutscher Evangelischer Kirchentag - Kampagnenmotiv Was für ein Vertrauen <br />vor der St. Petri Kirche in Dortmund - Copyright Stephan Schütze

In diesen Tagen findet in Dortmund der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag statt (19. – 23. Juni 2019). Beworben wird der zweijährliche Höhepunkt des kirchlichen Lebens mit den Worten: „Erleben Sie ein Fest des Glaubens voller Vielfalt und Spannung.“

Allzu groß soll die Vielfalt und Spannung indes nicht werden, denn ein Dreivierteljahr zuvor hatte das Kirchentagspräsidium seine Entscheidung bekanntgegeben, im Gegensatz zu 2017 die AfD als Partei von der Veranstaltung auszuschließen. Der Beschluss bekräftigt zwar anfangs die Haltung des Kirchentags, dass „niemand wegen seines Parteibuches ein- oder ausgeladen“ wird, schließt dann aber „rassistische Äußerungen“ oder „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ aus und begründet so, AfD-Repräsentanten „nicht zur Mitwirkung auf Podien und zu Diskussionsveranstaltungen“ einzuladen, wohl aber alle, die „AfD wählen oder mit der Partei sympathisieren“. Weiter ist zu lesen:

Der Kirchentag ist 1949 gegründet worden, um … aus dem Unheil der nationalsozialistischen Herrschaft und dem weitgehenden Versagen der Kirchen zu lernen und ein Forum der Widerstandskraft zu entwickeln, die in der biblischen Botschaft begründet liegt.

Die AfD reagiert nun, kurz vor dem Kirchentag, mit der Herausgabe einer Broschüre mit dem Titel Unheilige Allianz: Der Pakt der evangelischen Kirche mit dem Zeitgeist und den Mächtigen. Auf rund 50 Seiten werden gerade die genannten Punkte – der Kirchentag wolle aus dem Versagen der Kirchen im Dritten Reich lernen und sich auf die biblische Botschaft stützen – ausdrücklich bestritten. Gerade das Gegenteil sei der Fall: Statt aus der Geschichte zu lernen, sei die Kirche erneut zu einer „politischen Organisation“ geworden, „die sich der Macht und dem Zeitgeist andient“ (S. 6f) und dabei ohne Hemmungen auch „die ideologisch begründete Verzerrung und Verfälschung der biblischen Botschaft“ (S. 14) in Kauf nehme. Im Unterschied zum Rechtsextremismus in der NS-Zeit sei es heute allerdings der von Medien und Mächtigen propagierte „linksgrüne Zeitgeist“ (S. 14), dem sie sich angepasst habe.

16.04.2018 Deutscher Evangelischer Kirchentag - Kampagnenmotiv Was für ein Vertrauen vor der St. Petri Kirche in Dortmund - Copyright Stephan Schütze

Die Broschüre Unheilige Allianz begründet ihre Vorwürfe mit einer Reihe konkreter Beispiele, darunter:

  • Die „Homo-Ehe“
  • Gender-Mainstreaming und geschlechtergerechte Sprache
  • Massenmigration als angebliche Forderung des Liebesgebotes
  • „Klimarettung“ als neues Glaubensbekenntnis und Religionsersatz

Kritisiert wird zu guter Letzt, dass sich die Kirche mit ihrem „Kampf gegen rechts“ finanzielle Vorteile sichere, und gleichzeitig mit Diffamierung und Dialogverweigerung gegenüber einem vorgeblichen „Rechtspopulismus“ zur Spaltung der Gesellschaft beitrage.

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker verteidigte in einem Interview mit idea die Entscheidung, AfD-Vertreter auszuschließen, und warf der Partei vor, sich „immer weiter zu radikalisieren“. „Hetzer, Rassist und AfD-Mann“ sei für ihn ein Gleichklang, auch wenn dies nicht auf alle AfD-Mitglieder zutreffe. Er wolle nicht mit Leuten zusammenarbeiten, „die Nazis sind oder nichts gegen Nazis haben“.

Auch andere Kirchenvertreter wiesen die Kritik der AfD entschieden zurück. Ein EKD-Sprecher nannte sie ein „Zerrbild von Kirche und Staat“. Der Erfurter Oberkirchenrat Christhard Wagner äußerte, das Papier setze „offensichtlich auf Provokation und Populismus“; die Kirche bediene nicht den Zeitgeist, sondern lasse sich in ihrem gesellschaftlichen Engagement „vom Heiligen Geist leiten“. Joachim Liebig, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, stellte fest, die AfD-Broschüre bestehe „zu einem nicht unwesentlichen Teil aus Unterstellungen“ und resümierte: „Kirche ist und bleibt allein dem Wort Gottes verpflichtet.“

Aus biblischer Sicht ist klar: Die Gefahr, dass Gottes Kinder sich allmählich vom seinem Wort entfernen und der Kultur ihrer Zeit angleichen, ist groß und in der Geschichte des christlichen Glaubens immer wieder traurige Realität gewesen:

  • Bald nach dem Sündenfall vermischten sich die Nachfahren des treuen Seth mit den Nachfahren des abtrünnigen Kain, was beinahe zur Auslöschung des wahren Glaubens führte (1. Mose 6).
  • In den langen Jahren des Aufenthalts in Ägypten vergaß das Volk Israel viel von Gottes Wahrheiten (2. Mose 12,40).
  • Als Israel sich im Land Kanaan niedergelassen hatte, dauerte es nicht lange, bis sie den Götzendienst der Nachbarvölker übernahmen (siehe die Bücher Richter und Könige).
  • Die Papstkirche des Mittelalters war wesentlich vom Heidentum geprägt und herrschte über 1200 Jahre lang in einer „unheiligen Allianz“ mit den europäischen Staaten, was grausamste religiöse Verfolgung zur Folge hatte (Offenbarung 13).

Wird es mit den Kirchen des Protestantismus, den Erben der Reformation, anders sein? Nach biblischer Prophetie lautet die Antwort: Leider nicht. Das Buch Offenbarung beschreibt, dass die protestantische Welt, angeführt von den Vereinigten Staaten von Amerika, am Ende in die Fußstapfen des päpstlichen Systems treten und sich mit der weltlichen Macht vereinen wird, um Andersgläubige zu verfolgen. Bahnt sich diese Zeit bereits an?

Doch damals wie heute wird Gott seine treuen Kinder nicht verlassen. Lernen wir heute, uns nicht auf Menschen, Parteien oder Kirchen zu verlassen, sondern allein auf Gott und sein unfehlbares Wort!


Kommentare auf dieser Website sollen für nachfolgende Besucher von Nutzen sein. Unsere ganz subjektiven Moderatoren mögen daher Beiträge, die zum Thema passen, kultiviert sind und Lesewert mitbringen.