Too big to fail – too big to save: Bankenkrise 2023
Im Zuge der Finanzkrise 2008, die mit dem Zusammenbruch der traditionsreichen Lehmann-Brothers Bank in den USA ihren Höhepunkt erreichte, geriet auch die größte Schweizer Bank, die UBS, ins Straucheln. Sie wurde „Opfer ihrer eigenen risikoreichen Expansionsstrategie auf dem amerikanischen Markt. Der Staat und die Schweizerische Nationalbank mussten dem in Schwierigkeiten geratenen Bankenriesen helfen“, wie swissinfo zum 10. Jahrestag einer der größten Finanzcrashs der jüngeren Geschichte vermeldete.
Die UBS ist kein kleiner Fisch. Immerhin hat sie durch den Finanzstabilitätsrat (FSB) als eines von weltweit aktuell 30 Instituten die Einstufung “too big to fail” erhalten. Damit wird der UBS Systemrelevanz bescheinigt, was bedeutet, dass eine Pleite der Bank „das gesamte globale Finanzsystem ins Wanken bringen“ könnte, informiert Statista.
Laut dem Blog worldbank kann „too big to fail“ auch ganz schnell zu „too big to save“ mutieren. „Wenn jemand anderes für die Risiken aufkommt, werden die Institute wahrscheinlich mehr Risiken eingehen und häufiger in Schwierigkeiten geraten […]. Angesichts der vielen impliziten und expliziten Vergünstigungen, die Regierungen ihren großen Instituten gewähren, ist das Erreichen des Too-big-to-fail-Status für die Finanzinstitute ein Ziel an sich“, gibt der Blog zu bedenken und fragt weiter: „Könnte es sein, dass einige Banken tatsächlich zu groß geworden sind, um sie zu retten? Insbesondere für kleine Länder oder solche, die unter einer Verschlechterung der öffentlichen Finanzen leiden, ist dies eine berechtigte Frage. Das beste Beispiel dafür ist Island, wo die Verbindlichkeiten des gesamten Bankensystems Ende 2007 etwa das Neunfache des BIP (Bruttoinlandsprodukts) erreichten, bevor es 2008 zu einem spektakulären Zusammenbruch des Bankensystems kam. Ende 2008 erreichten die Verbindlichkeiten der börsennotierten Banken in der Schweiz und im Vereinigten Königreich das 6,3- bzw. 5,5-fache ihres BIP.“ Banken mit Verbindlichkeiten in diesen Größenordnungen sind zu groß, als dass sie von den Regierungen der jeweiligen Länder mal eben aufgefangen werden könnten – sie sind „too big to save.“
Nun wurde die UBS, im Ranking nach Marktkapitalisierung an dritter Stelle in Europa stehend, selbst zur Retterin. Die Credit Suisse, die bis vor kurzem zweitgrößte schweizer Bank, größte Konkurrentin der UBS und ebenfalls eine der größten Banken Europas, hatte 2022 ihre größten Verluste seit dem Krisenjahr 2008 erlitten und war parallel zum Zusammenbruch der beiden US-amerikanischen Geldhäuser Silicon Valley Bank und Signature Bank in New York ebenfalls ins Schleudern geraten. Auch die Credit Suisse war vom Finanzstabilitätsrat als „too big to fail“ eingestuft worden. „Nach einer Intervention durch die Schweizer Regierung kommt es zu einer Übernahme der Credit Suisse durch die UBS“, konstatiert Statista. Und die Tagesschau fasst zusammen: „Es war knapp. In einem Hauruck-Verfahren wurde die Schweizer Großbank UBS fast genötigt, die taumelnde Konkurrenz Credit Suisse zu übernehmen, bevor die zu Boden gestürzt wäre und dabei manche andere Bank mit umgerissen hätte.“ Mit dem Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse sei ein Gigant der europäischen und auch weltweiten Bankenszene entstanden, der auf tönernen Füßen stehe - alleine mit der Hypothek, die die Credit Suisse in die neue Bank einbringe, und die eben noch viel größer sein werde. „Noch größer, noch gefährlicher - und noch mehr darauf angewiesen, gerettet zu werden im Falle eines Falles. Mit ungleich mehr Anstrengungen und noch mehr Geld.“
Wie die Berliner Zeitung berichtete, hatte die Großbank Credit Suisse „in den vergangenen Tagen einen massiven Bank-Run erlebt. Laut Financial Times (FT) wurden täglich Vermögen im Wert von zehn Milliarden Schweizer Franken abgezogen, was die Bank schließlich an den Rand des Zusammenbruchs brachte. In den letzten drei Monaten 2022 zogen die Kunden insgesamt 111 Milliarden Franken von der Bank ab.“ Unabhängig von der schließlich gefundenen Lösung zeige sich, dass die internationale Banken-Szene sehr nervös sei: Alle europäischen Banken, so ein Insider gegenüber der Berliner Zeitung, „schauten mit bangen Blicken in die Schweiz, weil die Verflechtungen der Banken in Europa extrem dicht sind und die ganze Kette nur noch so stark sei wie ihr schwächstes Glied – in diesem Fall die Credit Suisse.“ Es werde allgemein erwartet, dass die Credit Suisse nicht die letzte Bank sei, die in Not gerate. In den USA wurden nach dem Crash der Silicon Valley Bank und der Signature Bank in New York weitere Banken von der Aufsicht als gefährdet eingestuft.
Dieser so genannter Bank Run ist der Albtraum von Banken- und Finanzaufsehern. Dabei stürmen Kunden quasi die Banken, die ins Trudeln geraten, um ihre Ersparnisse in Sicherheit zu bringen. „Wenn das eine große Zahl von Kunden gleichzeitig macht, sind Banken überfordert, weil sie nicht ausreichend Kapital verfügbar haben, um alle Forderungen dann auch zu bedienen. […] Die Konsequenzen waren während der Weltfinanzkrise 2008 zu besichtigen, als die Finanzbranche vor einer ‚Kernschmelze‘ stand“, beschreibt die Deutsche Welle. Eine Kernschmelze bei einem Reaktorunglück bedeutet den SUPER-Gau, eine unkontrollierbare Situation ist entstanden.
Auch wenn diesmal das Schlimmste abgewendet werden konnte: Wirklich sicher sind Gelder der Anleger auf den Banken nicht. Bei jedem Bankenzusammenbruch besteht für Investoren die Gefahr, ihr Eigentum zu verlieren und am Ende leer auszugehen. Dass Banken jederzeit zusammenbrechen können, beweist einmal mehr das Schicksal der Credit Suisse. Je größer eine Bank ist, desto schwerer ist es, Risikogarantien geben zu können. Banken, die als too big to fail und damit systemrelevant eingestuft werden, können im Ernstfall too big to save sein: Zu groß, um gerettet werden zu können.
Die Frage ist: Wo legen Sie Ihr Angespartes an? In Lukas 18, 22 rät Jesus einem reichen jungen Mann: „Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!“ Und in Matthäus 6,19.20 sagt Jesus in der Bergpredigt: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen!“ Es gilt: Wichtiger, als dass Banken gerettet werden, ist die Rettung von Menschen. Dabei mithelfen zu dürfen ist ein großes Vorrecht, darauf sollte unser Interesse gerichtet sein! Bei Gott ist niemand too big to fail, aber wichtiger noch: Niemand ist too big to save!
StpH, 4.04.2023, 7:53 Uhr