Bildschirme sind keine Babysitter

Für viele Kinder bedeutet die andauernde Coronakrise, dass sie auch in den nächsten Wochen nicht mehr die Schule oder den Kindergarten besuchen, sondern zuhause bleiben – für viele Eltern ein herausforderndes Szenario. Wenn Vater und Mutter selbst arbeiten oder anderen Pflichten nachkommen müssen, dann bleiben Kinder häufig unbetreut – und nicht selten endet das mit stundenlangem Medienkonsum. Gerade SUPER RTL und der Disney Channel verzeichnen derzeit stark ansteigende Fernsehquoten.

Quelle: Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks und der BPB, bpb.de

Im Zuge dieser Entwicklungen warnt das Deutsche Kinderhilfswerk davor, Kinder unbeaufsichtigt vor einen Bildschirm zu setzen. Thomas Krüger, Präsident des Kinderhilfswerks, sieht Eltern gerade jetzt in der Pflicht ihre Kinder erzieherisch zu begleiten. In der Neuen Osnabrücker Zeitung gab er zu bedenken:

„Eltern sollten beim Medienkonsum ihrer Kinder nicht das Augenmaß verlieren. […] Es gilt, gerade jetzt die Mediennutzung vonseiten der Eltern zu begleiten, Regeln festzulegen, Grenzen zu setzen, den kreativen Umgang mit Medien zu befördern.“

Selbst das Satireportal extra 3 machte erst kürzlich in durchaus ernster Manier sowohl auf die allgemein verbreitete Mediensucht von Kindern und Jugendlichen als auch auf die dadurch neu entstandenen Krankheitsbilder aufmerksam.

Die teils verheerenden Folgen des Gebrauchs digitaler Medien sind mehrfach durch zahlreiche Studien belegt worden. Bereits vor sieben Jahren titelte die britische Zeitung The Telegraph:

„Kleinkinder entwickeln eine derartige Abhängigkeit von iPads, dass sie therapeutische Hilfe benötigen.“

Ein Jahr später warnte die Lehrergewerkschaft ATL, dass eine steigende Zahl von Kindern nicht in der Lage sei, einfachste Aufgaben zu bewältigen, etwa mit Bausteinen zu spielen, weil die Kleinen den digitalen Medien zu sehr ausgesetzt seien.

Dies deckt sich mit den neurologischen Forschungsergebnissen, die sich auf den Konsum digitaler Medien im Kindesalter beziehen. Südkoreanische Hirnforscher fanden heraus, dass „übermäßiger Gebrauch von Smartphones und Spielkonsolen eine ausgeglichene Entwicklung des Gehirns behindern“. Weitere Studien belegen, dass mit übermäßigem Medienkonsum oftmals auch Entwicklungsstörungen, Süchte, Fettleibigkeit, Schlafentzug, Kurzsichtigkeit, psychische Erkrankungen sowie ein erhöht aggressives Verhalten einhergehen.

Viele Eltern sind durch die Schließungen von Schulen und Kindertagesstätten überfordert, und das ist durchaus nachvollziehbar. Dennoch bietet diese Ausnahmesituation auch eine Chance. Kinder haben endlich die Gelegenheit, mehr Zeit mit ihren Eltern verbringen zu können. Wenn Sie Ihre Kinder lieben, dann schenken Sie ihnen doch etwas von Ihrer Zeit, auch wenn das aufgrund diverser Pflichten schwer erscheinen mag. Wie schön wäre es doch, wenn Eltern und Kinder in dieser Zeit nicht die Medien, sondern sich gegenseitig besser kennenlernen würden!


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