Chaos in den USA - was folgt?

Die Meldungen überschlagen sich. Gefühlt läuft alle paar Minuten eine neue Nachricht über den Ticker. Was eben noch aktuell ist, hat im nächsten Moment das Verfallsdatum erreicht und ist Schnee von gestern. Das Attentat auf Donald Trump verändert den gesamten Wahlkampf der Vereinigten Staaten von Amerika – und hat womöglich Folgen für die gesamte Welt.

flickr.com, gageskidmore, CC BY-SA 2.0

Bilder vom Attentat auf Donald Trump gehen um die gesamte Welt

Als am Samstag, dem 13. Juli 2024 Bilder von einem Attentat auf den früheren Präsidenten und gleichzeitig jetzigen Präsidentschaftskandidaten Donald J. Trump um die Welt gehen, scheint für einen kurzen Moment die Zeit stillzustehen. Videos vom Originalschauplatz machen die Runde, es ist, als wäre man um 18:11 Uhr Ortszeit bei der Wahlkampfveranstaltung in Meridian, Pennsylvania, live dabei als es zu dem folgenschweren Ereignis kommt. Im Stakkato jagt eine Nachricht die nächste, ein Foto eindrücklicher als das andere. Sie prägen sich unvergesslich ein. Und das sollen sie auch. Donald Trump mit blutverschmiertem Gesicht. Mit zerfetztem Ohr. Mit erhobener Faust, unter der amerikanischen Flagge: „Fight! Fight! Fight!“, rufend. „USA! USA!“, skandieren jubelnd seine Fans.

„Die Bilder des blutverschmierten Donald Trump mit der emporgerichteten Faust werden in die Geschichtsbücher eingehen. Und womöglich werden sie dafür sorgen, dass Trump sich seinen Traum erfüllt und wieder ins Weiße Haus einzieht. Welchen Einfluss die jüngsten Ereignisse auf den Wahlkampf wirklich haben werden, lässt sich freilich noch nicht mit Gewissheit sagen“, bemerkt der Spiegel.

Heiliger Märtyrer Trump

Eines allerdings lässt sich mit Sicherheit sagen: Der Wahlkampf ist nach dem Attentat nicht mehr derselbe wie zuvor. Teils ändern sich Dinge dramatisch, teils werden schon vorher bestehende Tendenzen verstärkt. Zu letzterem gehört der Tonfall um Trump. Dieser hatte schon zuvor stark religiöse Züge, welche jetzt unübersehbar sind. Viele meinen, Gott ist der dritte Part bei dieser Wahl neben den Demokraten und Republikanern – und er steht deutlich und unübersehbar auf Seiten Trumps. Klarer Beweis: Dieser hätte ansonsten das Attentat nicht überlebt. Der Spiegel beschreibt:

„Sie warten auf ihren Märtyrer […] Rund 24 Stunden nach dem Attentat wird die neue Strategie klar: Der Ex-Präsident will sich dort zum Heiligen verklären lassen.“

Die Rede ist vom Parteitag der Republikaner in Wisconsin, einem der Swing Staates bei der Wahl.

Trump bedient Wünsche der Evangelikalen

Bereits vor dem Attentat war der religiöse Trend unüberhörbar.

„‚Wir unterstützen Donald Trump als Präsidenten der Vereinigten Staaten. Und als solcher wird er von Gott dazu benutzt, eine komplette Übernahme der USA durch schlechte und böse Menschen zu verhindern‘“

zitiert der Spiegel Trumps evangelikalen Lieblingspastor Lahmeyer, Trump

„sei eine Barrikade, um die Mächte der Finsternis aufzuhalten. […] ‚Um Donald Trump hat sich so etwas wie ein Götzendienst entwickelt‘, sagt David Gushee, der Christliche Ethik an der Mercer University in Georgia lehrt.“

Viele Evangelikale unterstützen Trump.

„Er hat die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt – was für viele Amerikaner enorm wichtig ist. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Pew glauben 47 Prozent der amerikanischen Christen, dass die Endzeit bevorstehe. Gerade unter Evangelikalen gibt es die Vorstellung, dass Jesus ein zweites Mal ins Heilige Land kommen werde, um die Lebenden und die Toten zu richten.“ Trump „setzte jene drei Richter am Obersten Gerichtshof durch, die schließlich mit dafür sorgten, dass nach 50 Jahren das bundesweite Recht auf Schwangerschaftsabbruch fiel.“ Damit habe Trump „geliefert, wofür viele Evangelikale 50 Jahre lang gebetet hätten. ‚Deswegen haben sie die Vorstellung, dass er ein Instrument Gottes ist.‘“

Der Spiegel zitiert Trump:

„‚Niemand wird es wagen, das Kreuz von Jesus Christus während einer Trump-Regierung anzutasten.‘“

Trump: Gesalbter Gottes

„Er sei dem Tod nicht ‚durch Glück‘ entkommen, schreibt Trumps Lieblingspastor Jackson Lahmeyer aus Oklahoma. Der wahre Grund für Trumps Rettung: ‚Er ist gesalbt.‘ Gesalbt, gejagt, von Gott begünstigt: Trump mutiert endgültig zum Märtyrer und Heilsbringer der ‚Make America Great Again‘-Bewegung (MAGA), und dieser Parteitag wird sein Hochamt sein.‘ […] Er selbst facht den Eifer an. ‚Es war Gott allein, der das Undenkbare verhindert hat‘, schreibt Trump. Der lange Post ist in religiösem Jargon gehalten: ‚Wir werden uns nicht fürchten, sondern unverwüstlich bleiben in unserem Glauben und trotzig im Angesicht des Frevels.‘ […] Gott habe ihm die Chance gegeben, ‚das Land zu einen‘, statt zu teilen“,

zitiert der Spiegel. Auch der Tagesspiegel zitiert Trump in Bezug auf den Anschlag:

„‚Und doch fühlte ich mich in gewisser Weise sehr sicher, denn ich hatte Gott auf meiner Seite.‘ […] ‚Ich stehe hier vor euch, in dieser Arena, nur durch die Gnade des allmächtigen Gottes.‘“

Neuer Parteivize: J.D. Vance – Flexibilität oder Prinzipienlosigkeit?

Das Attentat scheint ein Katalysator zu sein und die Abläufe der Wahlprozesse zu beschleunigen. Das betrifft sowohl die Ernennung des 39-jährigen J. D. Vance als Vizepräsident der Republikaner, als auch den Rücktritt Joe Bidens als Präsidentschaftskandidat der Demokraten sowie das Nachrücken von Kamala Harris.

Nur wenige Tage nach dem Anschlag auf Trump ernennt dieser, praktisch über Nacht, auf dem republikanischen Parteitag J.D. Vance als seinen Vize. Vance ist ein Mann der Veränderung. Er wechselt seinen sozialen Stand, seine Religionszugehörigkeit, ändert fünfmal seinen Namen. Und er wandelt sich von einem, der Trump kritisiert und verachtet zu einem glühenden Unterstützer Trumps. Geboren als James Donald Bowman in Ohio hieß er später James David Bowmann, dann James Hamel, danach James Vance. Heute nennt er sich J.D. Vance, berichtet USA Today. J.D. Vance legt eine typisch amerikanische Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Karriere hin. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen besucht er eine Eliteuniversität und arbeitet später im Silicon-Valley unter Peter Thiel. Er schreibt in seinem Buch:

„Donald Trump sei ein ‚Idiot‘, den er ‚noch nie gemocht‘ habe und der für ihn ‚niemals infrage‘ komme. Vance soll sogar überlegt haben, ob der damals als Außenseiter ins Rennen um die Präsidentschaft gegangene Republikaner nicht ‚Amerikas Hitler‘ sei“,

zitiert der Standard. Heute ist er Trumps Vize.

„‚Trump ist der beste Präsident, den ich je erlebt habe. Er hat wie kein anderer die Korruption in den USA aufgedeckt‘, erklärte er seinen Sinneswandel.“

Und J.D. Vance ändert seine Religionszugehörigkeit. Protestantisch erzogen, als Student Atheist, konvertiert er 2019 zum Katholizismus.

„Kritiker aus den Reihen der Kirche werfen ihm deshalb Prinzipienlosigkeit vor. Doch für Trump zählt in erster Linie eines: Loyalität. Wenn Vance dem Präsidentschaftskandidaten im Wahlkampf treu zur Seite steht, dürfte er daher gute Chancen haben, nach Joe Biden (2009 - 2017) als zweiter Katholik das Amt des US-Vizepräsidenten zu übernehmen“,

fasst kathpress zusammen.

Verschmelzung von Politik und Religion

Fakt ist: Der Ton in der amerikanischen Politik nimmt immer mehr religiöse Züge an. Genauso wie der Vatikan Einfluss in der Sphäre der Politik nimmt, bedient sich die Politik der Sprache des Glaubens. Es geht nicht mehr um links gegen rechts, sondern um gut gegen böse. Auch bei Vance ist der Einfluss der Religion ein wichtiger Faktor in der Politik: Vor allem die katholische Soziallehre „habe ihn überzeugt. Die sei für ihn die Grundlage öffentlicher Politik und eines idealen Staates“, schreibt kathpress. Dabei sind nominell Kirche und Staat in den USA streng getrennt, viel strenger als zum Beispiel in Deutschland. Trotzdem wird gerade in den USA ein Einfluss der Religion auf die Politik und umgekehrt von der Politik in die Religion ausgeübt, dass beides zu verschmelzen scheint. Project 2025, ein von der Heritage Foundation erarbeiteter Masterplan für die zweite Amtszeit von Donald Trump,

„soll die US-Außenpolitik offenkundig ganz generell in eine evangelikal-christliche Außenpolitik verwandeln. Damit soll ein künftiger Präsident Trump die USA in einen christlichen, fossilen Gottesstaat verwandeln“,

bemerkt richtig der Spiegel. Dies stehe in eklatantem Widerspruch zur US-Verfassung, die Religionsfreiheit garantiere. Beide, sowohl Trump als auch J.D. Vance stehen hinter dem Project 2025. „Politik und Religion sind untrennbar“, sagt der texanische Ölmilliardär Tim Dunn dem britischen Guardian, mit 5 Millionen Dollar im Jahr 2023 achtgrößter Unterstützer von Trumps Wahlkampf. „Man kann das eine nicht ohne das andere haben.“

Die Hure

Mit dem Bild einer Hure beschreibt Johannes in Offenbarung 17 eine abgefallene, verdorbene Religion, mit der die Mächtigen dieser Erde, die Politik und die Könige Hurerei treiben werden. Das Wort Gottes wendet sich gegen diese Vereinigung von Kirche und Staat, welche heute so fleißig vorangetrieben wird. All die Mächte und Gewaltigen, die sich der Hurerei mit den abgefallenen Religionen hingeben, werden mit dem Lamm streiten, aber am Ende von diesem besiegt werden (Offenbarung 17,14). Denn das Lamm ist „der Herr aller Herren und der König der Könige“, Jesus Christus. Dieser hält Ausschau nach der reinen Jungfrau, der reinen Gemeinde, die sich nicht mit der Hurerei der verkehrten Religionen eingelassen hat (2. Korinther 11,2). Möchten Sie dazugehören?

StpH, 23.07.2024


Kommentare auf dieser Website sollen für nachfolgende Besucher von Nutzen sein. Unsere ganz subjektiven Moderatoren mögen daher Beiträge, die zum Thema passen, kultiviert sind und Lesewert mitbringen.