Christus kennenlernen mit WhatsApp
Petra Sedlbauer, amazing discoveries, 1.2.2019
Es gibt den Oscar für schauspielerische Leistungen, den Nobelpreis für wissenschaftliche Errungenschaften, und es gibt den Adventist netAward. Diese Auszeichnung ging im August 2018 auf der GAiN-Konferenz im südkoreanischen Seoul unter anderem an Neville Neveling aus Namibia, den Entwickler der sogenannten „WhatsApp-Gemeinde“. Wir haben mit ihm gesprochen.
Neville, einen schönen Gruß aus Deutschland in das warme Namibia!
Petra, heute ist wie so oft ein wunderschöner Tag in unserem Land Namibia – die Sonne scheint, und wir genießen tolles Wetter! Ich hoffe, es ist nicht allzu kalt bei Euch. Und vielen Dank für die freundliche Einladung zu diesem Gespräch.
Neville, wie kamst Du auf die Idee einer „WhatsApp-Gemeinde“ und was ist das genau?
Die WhatsApp-Gemeinde haben wir so eigentlich nie geplant. Ich lebe in Namibia, einem Land, das Deutschland sehr verbunden ist. Die Städte hier liegen weiter auseinander, die Farmflächen sind riesig, und logistisch ist es ein Alptraum und sehr schwierig, Menschen wöchentlich zu einem Gottesdienst zusammenzubringen.
Aus dieser Not heraus kam die Idee einer WhatsApp-Gemeinde. Am Anfang war der Wunsch, zusammen die Bibel zu studieren und sich darüber auszutauschen. Dann wollten wir mehr beten, und ein Gebetskreis kam dazu. Als wir feststellten, dass das Konzept gut funktioniert, kam der Gedanke, auch zusammen Gottesdienst zu feiern. So entstand diese „Gemeinde“. Ausgangspunkt war also das Problem in unserem Land, dass eine physische Gemeinde aufgrund der enormen Distanzen sehr schwer zu verwirklichen ist. Trotzdem war das erst der Anfang …
Mit WhatsApp kann man noch viel mehr machen. Erzähl uns von den anderen Möglichkeiten!
Es gibt tatsächlich noch weitaus mehr Möglichkeiten. Studien zeigen, dass die junge Generation heute lieber über ein Medium kommuniziert statt persönlich. Sie suchen sich eine soziale Plattform und fühlen sich wohl mit dieser Art Kommunikation. Wenn wir sie erreichen wollen, wo sie sind, müssen wir uns auf sie einstellen.
Sehr interessant für mich war der kleine Inselstaat Palau im Pazifik. Die jungen Leute von Palau sind sehr offen für Gottesdienste, aber sie wollen keine Kirche betreten. Das brachte mich darauf, unsere Erfahrungen mit WhatsApp auszuweiten. Denn hier zeigt sich die Stärke des Ansatzes: Erstens erreicht man die Leute, wo immer sie sind, weil sie das Handy ständig bei sich tragen. Zweitens nutzt man ihre bevorzugte Plattform. In China hat man WeChat, die russischen Länder nutzen Viber, in Europa und Afrika ist es WhatsApp.
In jedem Fall spricht man die Leute über das Medium an, über das sie am liebsten kommunizieren. Und natürlich fühlt sich niemand bedrängt, weil es kein direkter Kontakt ist: Ich kann zuhören, wo immer ich will, wann immer ich will, ohne Druck von außen. Ich behalte meine Entscheidungsfreiheit. Das ist den jungen Leuten wichtig! Sie können sich die Sachen anhören, sie bewerten und selbst entscheiden. Diese Freiheiten geben wir ihnen über WhatsApp.
Natürlich erhalten sie von uns auch gute, solide Informationen aus einer zuverlässigen Quelle, die sie überprüfen können, nämlich der Bibel. So hat jeder die Möglichkeit, selbst nachzuschlagen, zu begutachten und sich zu überlegen, ob er sich darauf einlassen möchte oder nicht. Die Zuhörer behalten alle Freiheiten, aber wir geben ihnen zumindest wichtige Informationen, die sie woanders vielleicht nicht bekommen. Das ist im Zeitalter der Information entscheidend. Was sie damit machen, kann sich jeder selbst überlegen. Das Medium ist unabhängig von Zeit und Ort, es entsteht kein Druck, und das gefällt den Leuten!
Es gibt aber noch jede Menge weitere Möglichkeiten, diese Schiene zu nutzen. Man kann die Leute mit weiterführenden Programmen abholen: Radiosendungen, Gemeindeveranstaltungen, Gesundheitsthemen, Raucherentwöhnung, Depressionsseminare. Die Bandbreite von Hilfsangeboten für unsere Mitmenschen ist sehr groß.
Herzlichen Dank und noch einen wunderschönen Tag in Namibia!
Gern geschehen. Ich wünsche allen Lesern noch ein wunderbares Jahr 2019 und Gottes Segen!
Du möchtest mehr über WhatsApp-Mission erfahren? Geh auf die Webseite von Adventist World Radio (AWR), oder komm zu den nächsten ASI-Veranstaltungen in Paris (ASI Europa) oder Bielefeld (ASI Deutschland)!