Der Schein trügt: Rom ändert sich nicht

Der 88-jährige Jesuit Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus ist schwer krank. Seit Mitte Februar liegt er im Gemelli-Krankenhaus in Rom und wird dort behandelt. Von einer doppelten Lungenentzündung, akuten Atembeschwerden und teilweisem Nierenversagen ist die Rede. „Experten zufolge bereitet sich der Vatikan bereits auf die ‚Zeit nach Franziskus’ vor“, berichtet die Frankfurter Rundschau.

flickr.com, Catholic Church England and Wales, CC BY-NC-ND 2.0, 31.08.2022

Von einem möglichen Rücktritt ist die Rede – selbst wenn einige Kardinäle ein derartiges Ansinnen als „Spekulation“ zurückweisen. Spekuliert wird auch schon über einen zukünftigen Nachfolger des jetzigen Papstes – auch wenn dies von seinigen Kardinälen zu Lebzeiten des Papstes als „unangemessen“ bezeichnet wird.

Einer, der sich allerdings sehr wohl Gedanken über seinen Nachfolger gemacht hat, scheint Papst Franziskus selbst zu sein. Von den 138 stimmberechtigten Kardinälen hat Franziskus nämlich 110 handverlesene Kardinäle, das sind ganze 80 Prozent, selbst bestimmt. „Die Tatsache, dass Papst Franziskus so viele Mitglieder des Kardinalskollegiums ernannt hat, deutet darauf hin, dass, wenn das nächste Konklave oder die Papstwahl auf einen Kampf zwischen Konservativen und Progressiven hinausläuft, die Progressiven eindeutig in der Überzahl sein werden und somit die Wahl eines neuen Pontifex sicherstellen, der die Prioritäten und Reformen von Franziskus fortsetzen wird“, bewertet der Telegraph.

Worin bestanden die „Prioritäten und Reformen“ von Papst Franziskus, seitdem er sein Amt als Papst im Jahr 2013 angetreten hatte? Vatican News selbst widmet diesem Thema einen eigenen Beitrag mit der Überschrift: „Papst über Homosexuelle: Kirche offen für ‚alle, alle, alle‘“. Franziskus habe Homosexuelle in der katholischen Kirche „vorbehaltlos willkommen“ geheißen. Bei Verstößen gegen das sechste Gebot solle nicht „mit einer Lupe“ hingesehen werden. Aufsehen erregt hatte auch die Tatsache, dass Franziskus wiederholt Gruppen transsexueller Menschen empfangen hatte. „Eine Kirche, die ausgrenze, sei keine heilige Kirche, sondern eine Sekte“, so Franziskus an anderer Stelle. Man müsse einsehen, „dass die Lehre der katholischen Kirche in Glaubens- und Moralfragen ‚richtigerweise‘ voranschreite. […] Die Vision einer Doktrin der Kirche als Monolith ist falsch“, so der Papst. „Die Lehre schreite voran, festige sich mit der Zeit, sie erweitere sich und werde solide, ‚aber sie schreitet immer voran‘“.

Papst Franziskus erweckt mit solchen Äußerungen den Eindruck, dass sich innerhalb der katholischen Kirche etwas bewege, die Kirche sich in ihrem Wesen verändere. Dies hat ihm den Ruf eingebracht, ein progressiver, fortschrittlicher, moderner Papst zu sein - der führende Vertreter einer Kirche im Wandel. Und es brachte ihm Sympathien – selbst bei denen, die sonst der Kirche eher distanziert gegenüberstehen. Dabei wird leicht übersehen, dass der Papst konziliant ist im Ton, unnachgiebig aber in der Sache. Wer genauer hinschaut, stellt fest: Die katholische Kirche gibt keinen Zentimeter ihres Terrains preis. Sie ist hart wie Eisen. Sie schreitet voran, aber niemals zurück. Auch wenn es hin und wieder den Anschein haben mag.

Ein Beispiel von vielen, die das verdeutlichen, ist die Reaktion des Vatikans bezüglich des Synodalen Weges. Dieser ist eine Erneuerungsbewegung innerhalb der Kirche, um Reformen auf den Weg zu bringen. „Die größte Freude, die er im Moment habe, sei die Vorbereitung der Bischofssynode im Oktober, fuhr der Papst fort. Es freue ihn zu sehen, ‚wie aus den kleinen Pfarrei-Gruppen, aus kleinen kirchlichen Zirkeln, sehr schöne Überlegungen kommen und alles in Bewegung ist. Es ist eine Freude‘“, zitiert Vatican News den Papst. Am Ende aber wurden die vielen Katholiken und speziell deutschen Bischöfe, die sich auf Grund der Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche Mitsprache und Veränderungen innerhalb derselben erhofften, enttäuscht. Erst blumige Worte von Seiten des Papstes, als es ernst wurde, blockte der Vatikan. Februar 2024 wurde „die geplante Einrichtung eines Synodalen Ausschusses für die katholische Kirche in Deutschland gestoppt. “ Die Kirche in Deutschland „sei nicht befugt, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten.“ Das war das Aus für den Synodalen Weg. Bewegt innerhalb der katholischen Kirche hatte sich nichts. Die aus Vatikansicht „pseudoprotestantischen“ und „quasihäretischen“ Reformkräfte, die viel Eifer, Hoffnung und Mut investiert hatten, um Veränderungen herbeizuführen, stehen mit leeren Händen da.

Bedenkt man, dass der Papst Vertreter derjenigen ist, die sich irreführender Weise den Namen „Gesellschaft Jesu“ gegeben haben, braucht man sich nicht wundern. Gegründet 1534 von Ignatius von Loyola „war die Wiederherstellung der Einheit von Welt und Kirche unter der Oberherrschaft des Papstes“ Ziel der Jesuiten. „Von Beginn an waren die Jesuiten erbitterte Gegner der Reformation und gewannen als Erzieher und Beichtväter an Fürstenhöfen politischen Einfluss“, was nicht überall gern gesehen war. Wie ReneÌ Fülöp-Miller in seinem bekannten Buch „Macht und Geheimnis der Jesuiten“ beschreibt, waren die Jesuiten den Chinesen Gelehrte, den Indianern Jäger, den Händlern Geschäftsleute, dem japanischen Kaiser Freunde und Vertraute. Sogar Waffenlieferungen wurden als Köder für die Missionierung benützt. Der Zweck heiligt die Mittel. Anders als ihr Name vermuten lässt, sind Jesuiten aber nicht Jesus Christus, sondern dem Papst als oberstem Führer unterstellt.

Bis heute haben die Jesuiten ein Netzwerk, das seinesgleichen sucht. Schaut man in die jüngere Geschichte von Politik und Gesellschaft wird deutlich, wie oft Jesuiten Spitzenpositionen bekleiden. Bill Clinton, Hermann von Rumpey, Mario Monti, Mario Draghi und Stefan Raab sind Absolventen von Instituten jesuitischer Tradition. Ebenso Jean-Claude Juncker, Emanuel Macron und Anthony Fauci. Die Liste ist lang und ließe sich beliebig fortsetzen. 2017 rief Papst Franziskus das „European Leadership Programme“ (ELP) der Jesuiten in Brüssel ins Leben. „Bildung weiterzugeben liege in der DNA der Jesuiten. […] ‚Es ist eine lange jesuitische Tradition, Führungspersönlichkeiten auszubilden, um die Welt zu verändern‘“, zitiert katholisch.de Betond Fedely, den Leiter des Programms.

Im Laufe seiner Amtszeit machte sich Papst Franziskus viele Freunde mit seiner nach außen hin verbindlichen Art. Unter seiner Ägide gab es eine erstaunliche Annäherung zwischen Islam und Vatikan, zwischen dem linken Zeitgeist und Vatikan, zwischen Protestanten und Vatikan, zwischen den Führern der Weltmächte und dem Vatikan. Selbst als „Ehrenoberhaupt über alle Kirchen“ wird Franziskus mittlerweile gehandelt. Rom steht hinter der politschen Agenda des heutigen Amerika, Vizepräsident Vance nennt Papst Franziskus “Heiligen Vater ” und einen großen Hirten, der die Wahrheit sagt.

Päpste kommen und gehen, Rom bleibt seiner Sache, die nicht die Sache Gottes ist, treu. Über Rom schreibt die Autorin des Bestsellers „Vom Schatten zum Licht“ in einem Artikel des Review and Herald schon im Jahr 1886, dass es sich nie ändere: die Kirche, die von sich selber sagt, dass sie mit unfehlbarer Autorität spreche. Auch wenn Rom sich mit kreidesanfter Stimme äußert, verfolgt es doch immer seine eigenen Ziele. Sich anpassen, das müssen die anderen. Und das notfalls unter Androhung von Zwang und Gewalt, wie ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt. Das wird so gehen, bis Jesus wiederkommt. Dann muss und wird sich auch das eiserne Rom dem wahren König der Universums, Jesus Christus, beugen (Daniel 2,44.45; 7,26.27; 8,25).

StpH 04.03.2025


Kommentare auf dieser Website sollen für nachfolgende Besucher von Nutzen sein. Unsere ganz subjektiven Moderatoren mögen daher Beiträge, die zum Thema passen, kultiviert sind und Lesewert mitbringen.