Flucht aufs Land
Während der Zeit des Lockdowns siedelten unzählige Menschen in ländliche Gegenden um, um der drückenden Enge sowie der stärksten Auswirkungen des Lockdowns aus dem Weg zu gehen. Sie verließen ihre Wohnungen in der Stadt, zogen sich, wenn irgend möglich, in Zweithäuser und Ferienwohnungen, zu Freunden, Verwandten und Bekannten zurück. Hier spielt sich das Leben in weitestgehend normalen Dimensionen ab. Wer ein Grundstück besaß, konnte ungehindert die Segnungen frischer Luft genießen, die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen waren wenig spürbar.
Glaubt man der 2018 erschienen Deutschland-Studie des ZDF, träumten schon vor Corona rund die Hälfte aller Deutschen vom Leben auf dem Land. Allerdings bleibt es meist beim Traum. Leben doch hierzulande nur 15 Prozent in Dörfern mit weniger als 5000 Einwohnern; 77 Prozent dagegen in den Städten. Dabei ist die Frage ob Stadt oder Land mehr als eine Glaubensfrage, mehr als ein Lebensgefühl.
,Heute ist die Zahl der Hitzetage in der Stadt mit etwa dreißig Grad doppelt so hoch wie im Umland, und wenn der Klimawandel weiter zuschlägt, könnte sie sich im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2100 verzehnfachen. Dann hätten wir wirklich ein Problem‘, sagt Jürgen Kropp, Professor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der zum Thema Hitzeinseln und Besiedlung forscht. ,Je größer die Städte, umso größer sind auch die Hitzeinseln‘, sagt er. Auf dem Land hingegen wirken unbebaute Flächen mit Grün wie natürliche Klimaanlagen. ,Vor hundert Jahren gab es ja schon die Bewegung aus den Städten raus aufs Land, das haben die Menschen nur vergessen‘, sagt er. ,Das Leben in der Sommerfrische ist grundsätzlich immer noch eine gute Idee, denn im Schnitt ist es auf dem Land drei bis dreieinhalb Grad kühler als in den Städten, durch die Verdunstungskälte der Pflanzen.‘ — https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/haus/landhaus-im-trend-warum-alle-aufs-land-ziehen-wollen-16866954.html
Die Bedingungen zum Umzug aufs Land werden nicht einfacher. So vermeldet die „Augsburger Allgemeine“ am 12. August 2020, dass die Immobilienpreise generell auch in der Corona-Zeit weiter gestiegen seien. Speziell für selbst genutzte Ein- und Zweifamilienhäuser hätten sich die Preise erhöht; gegenüber dem zweiten Quartal 2019 um 7,2 Prozent und damit stärker als für Eigentumswohnungen (5,6 Prozent).
Die Vorteile des Lebens auf dem Land gegenüber dem Leben in der Stadt sind augenfällig und vielfältig. Corona hat gezeigt: Krisen lassen sich auf dem Land besser meistern als in der Stadt. Die Freiheiten sind größer, Einschränkungen lassen sich besser ertragen. Ein eigener Garten, ein eigenes Stück Land vergrößern die Unabhängigkeit vom Supermarkt. Wie schnell kann sich alles ändern, heute Selbstverständliches morgen der Vergangenheit angehören.
Im Zuge seiner Antwort auf die Frage seiner Jünger, was denn die Zeichen des Endes der Welt und seines Wiederkommens sein würden, fordert Jesus die Menschen auf, ins Gebirge zu fliehen (Lukas 21,21). Als im Jahr 70 n. Chr. die Römer unter Titus Jerusalem belagerten, erinnerten sich die Christen Jerusalems an diesen Rat von Jesus. Sie nutzten einen zwischenzeitlichen Rückzug der Römer, um in die gebirgig gelegene Stadt Pella zu fliehen. Dort existierte bereits eine judenchristliche Gemeinde, die schon in Jahren der Verfolgung zuvor Zuflucht für verfolgte Christen wurde. Jerusalem wurde später von den wütenden Römern zerstört, Tausende und Abertausende wurden auf grausamste Art und Weise umgebracht. Dagegen verlor kein einziger derjenigen, die den Rat Christi befolgten, aus der Stadt zu fliehen, sein Leben (Diese Szenen werden sehr eindrucksvoll im ersten Kapitel des Buches „Vom Schatten zum Licht“ beschrieben.).
Gilt dieser Rat Jesu, die Stadt zu verlassen, vielleicht auch für unsere Tage?
Klar ist: In Zeiten, wo trotz wirtschaftlicher Engpässe und größerer finanzieller Unsicherheiten die Preise auf dem Immobilienmarkt weiter steigen, scheint für viele der Traum vom Leben auf dem Land unerfüllbar zu sein.
Auf der anderen Seite haben wir einen Gott, der Unmögliches möglich machen und Wege ebnen kann, wo eben noch kein Steig sichtbar war. „Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir’s nicht“, dichtete Paul Gerhardgegen Ende des 30-jährigen Krieges.
Dieser Gott ist auch dein Gott. Er kennt deinen Platz, an dem er dich und die dir anvertraut sind segnen und bewahren wird.