Gaza, die Riviera des Ostens und das 1000-jährige Friedensreich
Als der KI-generierte Videoclip viral ging, der bizarr überzogen darstellte, wie es sein könnte, wenn Trump Gaza kauft und die „Riviera des Ostens“ errichtet, glaubten viele an einen Scherz. Immerhin war es einem Satiriker gelungen, was schon seit längerem nicht mehr möglich schien: Die Absurdität der politischen Realität auf satirischem Weg noch einmal zu überhöhen. Trump jedoch setzt noch einen drauf, indem er diese satirische Überhöhung seiner ohnehin kaum zu toppenden Vorschläge, die Zukunft des Gazastreifens betreffend, in sozialen Medien teilt.

Zwei Wochen vorher hatte US-Präsident Trump in einer ohnehin grotesken Vorstellung angekündigt, „sein Land werde ‚die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen‘. Die Palästinenser dort sollten umgesiedelt werden.“ Auf die Frage eines erstaunten Reporters, „wie viele Palästinenser Trump denn zwingen wolle, den Gazastreifen zu verlassen, sagte dieser: ‚Alle! Ich denke, wir reden über wahrscheinlich 1,7 Millionen, vielleicht 1,8 Millionen Menschen. Ich denke, sie werden in Gebiete umgesiedelt, wo sie ein schönes Leben führen können und sich nicht jeden Tag Sorgen machen müssen, getötet zu werden.‘“ Gefragt, welche Orte dies sein könnten, „nannte Trump Jordanien, Ägypten oder ‚andere Orte‘.“ Interessant sei, dass Trumps Ideen haargenau denen der extremen Rechten in Israel gleichen.
Trump meint es ernst
Nachdem Trumps Vorstoß international, aber auch in den USA selbst, scharf kritisiert worden war, bemühte sich seine Sprecherin um Schadensbegrenzung. Auch Trumps Berater versuchten die Aussage Trumps zu entschärfen. Trump aber dachte gar nicht daran, seine Aussage zu relativieren. Im Gegenteil bekräftigte und untermauerte er sein früheres Statement über den Küstenstreifen: „Wir sind entschlossen, es zu besitzen, es zu nehmen und sicherzustellen, dass die Hamas nicht zurückkommt.“
Während nun viel gejammert wird, weil diese Zukunftsvision Trumps ja das Völkerrecht missachten würde, sind die Israelis bereits dabei, Pläne für eine, natürlich „freiwillige“, Umsiedlung der Palästinenser zu entwerfen. So habe der israelische Verteidigungsminister Katz weitere „Länder wie Spanien, Irland und Norwegen“ aufgerufen, Palästinenser aufzunehmen. Kanada habe bereits signalisiert, dies tun zu wollen.
Evangelikale Rechte unterstützen Trump in der Israelfrage
Und noch jemand steht den Plänen Trumps, die Palästinenser umzusiedeln, sehr offen gegenüber: Die evangelikale Rechte, ganz gleich, ob in Amerika oder anderen Ländern. Laut ORF vertritt diese politisch einflussreiche christliche Gruppe die „historisch und politisch sehr konkrete Interpretation der biblischen Verheißungen“. Die Rückkehr des jüdischen Volks in sein Gelobtes Land wird als eine wesentliche Voraussetzung für die Rückkehr Jesu gesehen.
So hat die Existenz des Staates Israel daher für viele Christen „eine zutiefst religiöse Relevanz“. Wer ihre Unterstützung wolle, müsse sich sehr klar und konkret zu Israel bekennen. „Die Unterstützung Israels geht also für eine einflussreiche, lautstarke und gar nicht so kleine Minderheit weit über jedes politische oder militärische Kalkül hinaus. […] Für diese christlich-evangelikale Gruppe ist im Lichte der biblischen Verheißungen auch die Kernfrage des Nahostkonflikts längst geklärt: Das Land gehört dem jüdischen Volk ‚zum ewigen Besitz‘. Und über ein göttliches Geschenk lässt sich auf Erden nicht verhandeln.“
Die Schlacht bei Armageddon
Der ORF beschreibt in seinem Beitrag sehr zutreffend, wie die Schlacht bei Armageddon, als konkreter Ort in Israel interpretiert, das „Happy End“ bringen werde. Demnach kehre Christus auf die Erde zurück, besiege die Kräfte des Bösen und errichte in Jerusalem ein „Tausendjähriges Königreich“, eine Art „Himmel auf Erden“. Für Anhänger dieses Glaubensgebäudes, Millenaristen genannt, stellen dann auch die laut Statista fast 50.000 Tote auf palästinensischer Seite, überwiegend Frauen und Kinder, kein Hindernis dar, um dieses Ziel zu erreichen. Dass Menschen dabei, auch auf brutale Art, mithelfen, das 1000-jährige Friedensreich zu errichten, scheint viele nicht zu stören. Von daher kann Trump auch tun und sagen was er will – es ist fast alles recht, solange nur Israel davon einen Vorteil hat. Nicht zuletzt durch seine Israelpolitik hatte Trump sich die Unterstützung der evangelikalen Rechte gesichert. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte er in einer umstrittenen Entscheidung die US-Botschaft von Tel-Aviv nach Jerusalem verlegt. Die Anhänger der Israeltheologie jubelten, auch wenn Trump damit in ein Wespennest gestochen hatte.
Der biblische Ansatz
Von der Bibel allerdings lässt sich ein derartiges Gedankengebäude aus mehreren Gründen nicht ableiten. Laut dem Wort Gottes gibt es vor der Wiederkunft Christi kein 1000-jähriges Friedensreich auf Erden – schon gar keines, welches mit Hilfe von Gewaltanwendung durch Menschen aufgerichtet würde. Wenn Johannes in Kapitel 20 der Offenbarung von den 1000 Jahren spricht, in welchen Satan für diese Zeitspanne gebunden sein und das Gericht den Heiligen übergeben und diese mit Christus 1000 Jahre regieren werden, so findet dieses Geschehen erst NACH der sichtbaren Wiederkunft Jesu (Offenbarung 19) statt.
Zweitens ist es wichtig, zu verstehen, auf wen sich die Verheißungen des Alten Testaments heute, in neutestamentlicher Zeit beziehen. Nachdem die Juden, als auserwähltes Volk Gottes, die Kreuzigung Jesu von den Römern einforderten – „Kreuzige ihn!“ (Matthäus 27; Markus 15; Lukas 23; Johannes 19) – sprach wenige Jahre später Stephanus eindringlich zu den Mitgliedern des Hohen Rates (Apostelgeschichte 6 und 7), um ihnen die Augen zu öffnen und sie zur Umkehr zu bewegen. Nachdem seine letzte Botschaft abgelehnt und Stephanus von ihnen gesteinigt wurde, wurde das Evangelium zu den Heiden gebracht (siehe Apostelgeschichte 8; 10ff.).
Wer gehört zum neutestamentlichen Israel?
Richtig zu verstehen, auf wen sich die Verheißungen des Alten Testaments in Bezug auf Israel beziehen, bewahrt vor mancherlei gravierendem Fehlschluss. Aufgrund der Tatsache, dass sich die meisten Juden gegen Jesus entschieden hatten, gingen die Verheißungen nun auf das geistliche Israel über (Matthäus 21,43), das aus Juden und Heiden besteht (Johannes 10,16). Es war schon immer ein Trugschluss anzunehmen, dass es die Rasse sei, die über die Zugehörigkeit zu Gottes Volk entscheide. 600 v. Chr. schrieb der Prophet Habakuk: „Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.“ Dieser Gedanke ist so wichtig, dass Habakuk mit genau diesem Wort dreimal im Neuen Testament zitiert wird (Römer 1,17; Galater 3,11; Hebräer 10,38). Dieser Gedanke ist einer der Grundgedanken der Heiligen Schrift.
Wichtiger, als permanent auf das politische, sichtbare Israel zu blicken, ist es, im Glauben auf den unsichtbaren Herrn Jesus Christus zu schauen und der Stimme des Heiligen Geistes zu folgen. Denn die „aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder“ (Galater 3,7) und „welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“ (Römer 8,14). Wenn Sie sich daran halten, gehören Sie zu dem wahren, neutestamentlichen Israel, der Gemeinde Gottes, und sind Teil des ewigen Friedensreiches Gottes, welches bald, am Ende der Zeit, Jesus Christus, der König des Universums, aufrichten wird (Offenbarung 21; 22).
StpH, 17.03.2025