Gentechnik auf den Feldern: Künftig in EU ohne Kennzeichnung erlaubt?
„Gentechnik? Ja, bitte!“ So lautete kürzlich ein SPIEGEL-Leitartikel. Demnach sollen bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzen in der EU künftig so behandelt werden wie konventionelle Züchtungen. Der Spiegel bezeichnet dies als „eine längst überfällige Entscheidung.“ Auch wenn vor dem Europaparlament in Straßburg von Demonstranten die üblichen Protestplakate gegen die Gentechnik in die Höhe gehalten worden seien, votierten die EU-Abgeordneten am 7. Februar „dennoch für die Freigabe von Pflanzen, die mit sogenannten neuen genomischen Techniken wie der Genschere Crispr hergestellt werden. Damit wird es wahrscheinlich, dass auch auf Europas Äckern künftig vermehrt gentechnisch verändertes Getreide und Gemüse wachsen wird.“
„Sind das gute Nachrichten?“, fragt der Spiegel und antwortet im gleichen Atemzug:
„Ja. Es war höchste Zeit, die Gentechnik in der EU neu zu bewerten.“
Argumentiert wird, dass es bei der jetzigen Reform des EU-Gentechnik-Gesetzes nur Pflanzen betreffe, die per Genschere ausschließlich mit arteigenem Genmaterial verändert worden seien.
„Die Logik der EU-Kommission, die von einer breiten Koalition von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geteilt wird: Solche Pflanzen hätten prinzipiell auch durch klassische Züchtung entstehen können. Folglich seien sie mit konventionell gezüchteten Sorten gleichzusetzen.“
Eine strikte Risikoprüfung solle nur noch dann verpflichtend sein, wenn das Erbgut an mehr als 20 Stellen verändert oder fremdes genetisches Material übertragen wurde. Nur dann müsse das Produkt auch als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden. Die Vorteile für Pflanzenzüchter seien enorm. Techniken wie Crispr würden die Entwicklung neuer Sorten beschleunigen.
„Was normalerweise zehn bis zwölf Jahre dauert, ist damit in etwa acht Jahren zu leisten. Die Industrie verspricht, dass sich auf diese Weise weit schneller als zuvor Sorten herstellen lassen, die weniger Pestizide und Dünger benötigen und gegen Schädlinge oder Trockenheit resistent sind.“
Alles das sind jedoch unbewiesene Träume der Konzerne. Paradoxerweise fordert der Spiegel trotzdem:
„Zentral ist jetzt zunächst, den Züchtern auch in Europa das mächtige Crispr-Werkzeug endlich überhaupt an die Hand zu geben. In der Medizin schafft dieselbe Technologie derzeit Revolutionäres. Dort ängstigt sich kurioserweise kaum jemand.“
Es drängt sich die Frage auf: Weshalb ist es zentral, den Züchtern das Crisp-Werkzeug an die Hand zu geben, wenn die Vorteile nicht bewiesen und Nachteile noch nicht erforscht sind? Macht sich wirklich kaum jemand Sorgen bei den neuen medizinischen Errungenschaften? Ist es vielleicht so, dass kritische Stimmen einfach ausgeblendet oder sogar verboten werden?
Noch ist es nicht so weit, dass die gentechnisch veränderten Pflanzen auf die Felder und den Markt kommen. In den nächsten Monaten werden nun der Europäische Rat, das EU-Parlament und die Kommission darüber verhandeln, ob das neue Gentechnik-Gesetz tatsächlich in Kraft tritt. Aber es wird schon kräftig Stimmung gemacht. In einem Gastbeitrag von Christiane Nüsslein-Volhard für den Spiegel heißt es:
„Angst und Ideologie verstellen in Deutschland den Blick auf die grüne Gentechnik. Gesehen wird ein längst widerlegtes Risiko, ausgeblendet der Nutzen für Naturschutz und Artenvielfalt. Eine gefährliche Haltung.“
Und transgen behauptet sogar:
„Die Wissenschaft ist sich einig: Keine Angst vor Gentechnik-Pflanzen“.
Ist das wirklich so? Der BUND argumentiert: Durch Gentechnik herbizidresistent gezüchtete Pflanzen haben den Einsatz von mehr Schädlingsbekämpfungsmitteln ermöglicht – was eine zusätzliche Belastung sowohl für den menschlichen Organismus als auch die Böden mit sich brachte. Wie sich der Verzehr gentechnisch veränderter Pflanzen auf die menschliche Gesundheit auswirkt, wurde schlichtweg gar nicht erst untersucht.
„Wenn die Hersteller genmanipulierter Lebensmittel behaupten, ihre Produkte seien die am besten getesteten Lebensmittel überhaupt, so ist das Unsinn. Ihre möglichen subtoxischen, chronischen oder allergenen Wirkungen auf den Menschen sind bisher nicht erfasst worden. Die am besten getesteten Lebensmittel sind die, die Menschen seit Generationen verspeisen. Nicht die Gentech-Lebensmittel, die Labortiere über wenige Wochen vorgesetzt bekommen oder die in Zellkulturen getestet werden.“
Die Versprechen der Gentech-Industrie hätten sich auch nach mehr als 20 Jahren nicht erfüllt, zur Bekämpfung des Welthungers trage die Agro-Gentechnik nichts bei: Diese sei auf die industrialisierte Landwirtschaft in den reichen Ländern des Nordens zugeschnitten, nicht auf regionale Bedürfnisse und kleinbäuerliche Strukturen der armen Länder des Südens.
Mittlerweile werden den Menschen ja schon ihre Kleingärten schlechtgeredet, weil diese angeblich zu viel CO2 produzieren würden. Dabei ist man dort wenigstens sicher vor den Auswüchsen einer auf Gewinnmaximierung ausgerichteten industriellen Landwirtschaft. Da weiß der kleingärtnernde Verbraucher noch, was auf den Tisch kommt.
Die Gentechnik greift in das Innerste der menschlichen Zelle und sucht zu verbessern, was Gott schuf. Als aber Gott die Welt schuf, hat er den Menschen die Pflanzen zu ihrer Speise gegeben.
„Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1. Mose 1,31)
Wer dabei bleibt und sich daran hält, ist sicher gut beraten.
StpH, 27.02.2024