Historischer Papstbesuch in Abu Dhabi

amazing discoveries, 14.02.2019

Es war im Jahr 1219, mitten im fünften Kreuzzug, als Franz von Assisi ein Schiff bestieg, um den ägyptischen Sultan al-Malik al-Kamil aufzusuchen. Der dreiwöchige Besuch konnte zwar den Sultan nicht von seinem Glauben abbringen, wie Franziskus es wohl beabsichtigt hatte, sorgte aber für eine kurze Zeit der Entspannung zwischen Christen und Muslimen. Man vermutet, dass bestimmte spätere Elemente in Franziskus’ Leben von dieser „interreligiösen Begegnung“ inspiriert waren, etwa die Aufforderung zum Gebet durch ein Zeichen (ähnlich dem muslimischen Gebetsruf) oder die Ordensregel, Muslime in erster Linie nicht zu missionieren, sondern ihnen untertänig zu dienen.

Vor wenigen Tagen und genau 800 Jahre später, unternahm ein Namensvetter des Franz von Assisi eine ganz ähnliche Mission: Papst Franziskus besuchte vom 3. – 5. Februar (Sonntag bis Dienstag) als erster Papst überhaupt die arabische Halbinsel, die für Muslime heiliges Land darstellt. Die Reise in das Emirat Abu Dhabi, das zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) gehört, war die zweite von drei Stationen in muslimischen Ländern: Im April 2017 war es Ägypten gewesen, und für Ende März dieses Jahres steht mit Marokko noch der Maghreb (Nordwestafrika) auf dem Plan.

„Höhepunkt der Reise“ war nach den Worten des Papstes eine interreligiöse Konferenz am Montag in der gleichnamigen Stadt Abu Dhabi, die außerdem Hauptstadt der VAE ist. Bei dieser Veranstaltung unterzeichneten Franziskus und der Großimam Ahmad Mohammad al-Tayyeb eine gemeinsame Erklärung über „die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“, die sich gegen „abnormale Gewalt und blinden Extremismus“ sowie für mehr Toleranz ausspricht.

Eine weitere Premiere folgte am Dienstag: Rund 130.000 Besucher aus 100 Nationen, darunter 4.000 Muslime, feierten mit dem Papst eine katholische Messe. Dazu stellte die Regierung das Stadion zur Verfügung. Unter den rund zehn Millionen Einwohnern der Golfstaaten leben rund eine Million Katholiken als Gastarbeiter aus Südasien. Für die Teilnahme an der Messe gewährte der Staat ihnen sogar einen offiziellen Feiertag – eine Geste, die Offenheit und religiöse Toleranz signalisieren soll.

Die gemeinsame Erklärung zur Brüderlichkeit aller Menschen passt zeitlich gut, hat doch der Präsident der Emirate, Scheich Khalifa bin Zayed, 2019 zum „Jahr der Toleranz“ deklariert. Doch Franziskus’ weitherziger Kurs mit anderen Religionen wird von hochrangigen Kritikern in der eigenen Kirche als Ausverkauf des Katholizismus empfunden. In der Erklärung von Abu Dhabi heißt es unter anderem:

Der Pluralismus und die Verschiedenheit von Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Rasse und Sprache sind ein weiser göttlicher Wunsch, mit dem Gott die Menschen geschaffen hat. [Hervorhebung AD]

Drei Tage danach veröffentlichte Weihbischof Athanasius Schneider eine Stellungnahme, die unübersehbar auf diesen Satz Bezug nimmt. Er sagt:

Das Christentum ist die einzige von Gott gewollte Religion, daher kann das Christentum niemals komplementär neben andere Religionen gestellt werden. Wer die These vertritt, dass Gott die Vielfalt der Religionen wolle, verletzt die Wahrheit der göttlichen Offenbarung, wie sie im ersten Gebot des Dekalogs [„Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“; 2. Mose 20,3] unmissverständlich bekräftigt wird.

Schneider fährt fort:

Gott hat nicht gesagt: „Sie können meinem Sohn oder anderen Religionsstiftern zuhören, da es mein Wille ist, dass es verschiedene Religionen gibt.“ Gott hat die Anerkennung der Religion anderer Götter verboten.

Mit Blick auf das Amt des Papstes stellt Schneider fest:

Keine Autorität auf Erden – nicht einmal die höchste Autorität der Kirche – hat das Recht, jeden Anhänger einer anderen Religion vom expliziten Glauben an Jesus Christus zu dispensieren … „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat“ (Joh 3,18). Diese Wahrheit … wird bis zum Ende der Zeiten gültig bleiben …

Dem ist in diesem Fall nichts hinzuzufügen!


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