Ich bin Kinderärztin. Wie die Transgender-Ideologie mein Gebiet infiltriert und großflächigen Kindesmissbrauch verursacht
Juli 2017, The Daily Signal, Michelle Cretella
Dr. med. Michelle Cretella ist Vorsitzende des American College of Pediatricians [Amerikanische Kinderärzte-Vereinigung], einer nationalen Organisation von Kinderärzten und anderen Gesundheitsberufen, die sich für das Glück und die Gesundheit von Kindern einsetzen.
Die Transgender-Politik hat die Amerikaner überrascht und manchen Gesetzgeber auf dem falschen Fuß erwischt. Erst vor wenigen Jahren hätte man sich kaum vorstellen können, dass es in North Carolina zu einem öffentlichen Kräftemessen über den Zugang von Transgender-Personen zur Herren- oder Damentoilette kommen könnte.
Doch die Transgender-Ideologie infiziert nicht nur unsere Gesetze. Sie dringt in das Leben der Unschuldigsten ein – unserer Kinder –, und dies offenbar mit wachsender Unterstützung der medizinischen Berufsgruppe.
Wie in meinem Peer-Review-Artikel „Gender Dysphoria in Children and Suppression of Debate“ [Genderdysphorie (Geschlechtsidentitätsstörung) bei Kindern und die unterdrückte Debatte] erläutert, werden Fachleute, die es wagen, die unwissenschaftliche Parteilinie der Affirmation [Bejahung, Bestärkung] von Geschlechtswechseln infrage zu stellen, verleumdet und verlieren ihre Arbeit.
Ich spreche als jemand, der mit den pädiatrischen und verhaltenspsychologischen Berufskreisen und ihren Praktiken sehr vertraut ist. Ich bin Mutter von vier Kindern und habe 17 Jahren Berufserfahrung als staatlich geprüfte, allgemeine Kinderärztin mit Schwerpunkt auf Verhaltenspsychologie, bevor ich 2012 die klinische Arbeit verließ.
Die letzten 12 Jahre war ich Ausschussmitglied und Forscherin für das American College of Pediatricians, seit drei Jahren bin ich dessen Vorsitzende.
Von 2010 – 2015 war ich zudem Vorstandsmitglied der Alliance for Therapeutic Choice and Scientific Integrity [Allianz für Therapiewahl und wissenschaftliche Integrität]. Diese Organisation von Ärzten und Psychiatern verteidigt das Recht von Patienten mit sexuellen Identitätskonflikten auf eine Psychotherapie, die ihren Kernwerten entspricht und wissenschaftlich sowie medizinethisch begründet ist.
Ich habe erlebt, wie der medizinische Konsens über Genderidentität auf den Kopf gestellt worden ist. Was Ärzte früher als psychische Erkrankung behandelt haben, wird von der Medizin heute weitgehend akzeptiert und sogar als normal beworben. Hier ein Blick auf einige der Veränderungen.
Die neue Normalität
Pädiatrische „Genderkliniken“ sind angeblich Elitezentren zur Unterstützung von Kindern, die Probleme mit ihrem biologischen Geschlecht haben. Dieser leidvolle Zustand, vormals Geschlechtsidentitätsstörung genannt, wurde 2013 in „Genderdysphorie“ umbenannt.
2014 gab es 24 solcher Genderkliniken, die sich hauptsächlich auf die Ostküste und Kalifornien konzentrierten. Ein Jahr später waren es 40, im ganzen Land verteilt. Bei [jährlich] 215 pädiatrischen Programmen zur Ausbildung zukünftiger Kinderärzte im wechselaffirmativen Ansatz und der entsprechenden Behandlung genderdysphorischer Kinder wird die Anzahl der Genderkliniken weiter steigen.
Letzten Sommer äußerte die US-Bundesregierung, sie wolle Medicare und Medicaid nicht zur Kostenübernahme wechselaffirmativer Maßnahmen bei Kindern oder Erwachsenen verpflichten, da Medizinexperten des Gesundheitsministeriums die Risiken als häufig zu hoch und den Nutzen als zu unbestimmt einschätzen.
Ungeachtet dieser Ergebnisse drängt die World Professional Association for Transgender Health [Weltberufsverband für Transgender-Gesundheit] weiter vorwärts und behauptet – ohne jeden Beweis –, diese Prozeduren seien „unbedenklich“.
Zwei führende pädiatrische Verbände – die American Academy of Pediatrics und die Pediatric Endocrine Society – marschieren im Gleichschritt mit und stellen sich hinter die wechselaffirmative Prozedur, wenn auch letztere Organisation in ihren Richtlinien einräumt, dass diese Vorgehensweise wenig belegt ist. Sie geben sogar zu, das einzige klar belegte Merkmal dieses Ansatzes seien die potenziellen Gesundheitsrisiken für Kinder.
Die wechselaffirmative Sicht behauptet, dass Kinder, die „einheitlich und wiederholt betonen“, sie seien nicht das Geschlecht, das sie biologisch besäßen, innerlich transgender seien. (Dass im normalen Leben und in der Psychiatrie jeder, der „einheitlich und wiederholt betont“, was nicht der physischen Realität entspricht, als verwirrt oder getäuscht gilt, wird bereitwillig ignoriert.)
Der wechselaffirmative Ansatz schreibt Eltern vor, ihre Kinder als das Geschlecht zu behandeln, das sie sein möchten, und sie mit 11 oder 12 Jahren auf Pubertätsblocker zu setzen, sollten sie genderdysphorisch sein. Wenn das Kind mit 16 immer noch darauf besteht, im falschen Körper gefangen zu sein, erhält es Sexualhormone des anderen Geschlechts, und biologische Mädchen können sich beide Brüste abnehmen lassen. Unterleibs-Operationen oder Geschlechtsumwandlungen werden unter 18 Jahren nicht empfohlen, obwohl sich in letzter Zeit Chirurgen auch gegen diese Einschränkung ausgesprochen haben.
Der wechselaffirmative Ansatz ist von öffentlichen Einrichtungen in Medien, Bildung und Justiz übernommen worden und wird heute von den meisten medizinischen Organisationen des Landes empfohlen. Es gibt allerdings Ausnahmen zu dieser Bewegung. Neben dem American College of Pediatricians und der Alliance for Therapeutic Choice zählen dazu die Association of American Physicians and Surgeons, die Christian Medical & Dental Associations, die Catholic Medical Association und die Pro-LGBT-Organisation Youth Gender Professionals.
Die Transgender-Bewegung hat in der Medizin und in unserer Kultur Fuß gefasst – mit einer äußerst fehlerhaften Sichtweise, die im Widerspruch zu der Forschung und den Fakten der Wissenschaft steht. Hier einige dieser grundlegenden Fakten.
1. Studien von Zwillingen zeigen, dass niemand „gefangen in einem Körper mit dem falschen Geschlecht“ geboren wird
Manche Hirnstudien kamen zu dem Schluss, man könne mit einem Transgender-Gehirn auf die Welt kommen, doch diese Studien haben erhebliche Mängel und stellen keinen Beweis dar.
Praktisch alles im Menschen wird von seiner DNS beeinflusst, aber nur sehr wenige Eigenschaften sind von Geburt an fest verdrahtet. Jedes menschliche Verhalten ist mehr oder weniger eine Mischung von Veranlagung und Erziehung.
Forscher führen routinemäßig Studien an Zwillingen durch, um festzustellen, welche Faktoren (biologisch oder nichtbiologisch) mehr zur Ausprägung einer bestimmten Eigenschaft beitragen. Je größer die Anzahl der untersuchten Personen, desto besser ist eine Zwillingsstudie.
Eineiige Zwillinge haben von der Empfängnis an zu 100 % dieselbe DNS und sind denselben pränatalen [vorgeburtlichen] Hormonen ausgesetzt. Wenn Gene und / oder pränatale Hormone über Transgenderismus entscheiden, sollte man erwarten, dass in praktisch allen Fällen sich beide Zwillinge gleichermaßen mit dem anderen Geschlecht identifizieren. Ein Beispiel dafür ist die Hautfarbe: Sie ist allein genetisch bedingt, weshalb eineiige Zwillinge ohne Ausnahme dieselbe Hautfarbe besitzen.
Dennoch kommt die größte Studie von erwachsenen Transgender-Zwillingen, 2013 von Dr. Milton Diamond publiziert, zu dem Schluss, dass nur bei 28% eineiiger Zwillinge sich beide als transgender einordnen. 72% waren unterschiedlich. (Diamonds Studie spricht von 20%, die sich transgender nennen, doch tatsächlich ergibt sich aus seinen Daten ein Anteil von 28%, wie ich hier in Fußnote 19 erkläre.)
Dass 28% sich als transgender identifizierten, zeigt eine minimale biologische Veranlagung, was bedeutet, dass ohne äußere, nichtbiologische Einflüsse im Leben des Betroffenen kein Transgenderismus auftritt.
Der Umstand, dass 72% eineiiger Zwillinge Unterschiede aufwiesen, ist sehr bedeutsam, denn es heißt, dass mindestens 72% der Faktoren für Transgenderismus bei einem der Zwillinge aus individuellen Erlebnissen nach der Geburt bestehen – aus Faktoren also, die mit Biologie nichts zu tun haben.
Studien wie diese beweisen, dass eine angeblich „angeborene Geschlechtsidentität“, wo „feminisierte“ oder „maskulinisierte“ Gehirne schon vor der Geburt im falschen Körper gefangen sind, ein Mythos ohne wissenschaftliche Basis ist.
2. Geschlechtsidentität ist formbar, besonders bei Kleinkindern
Selbst das American Psychological Association’s Handbook of Sexuality and Psychology [Handbuch für Sexualität und Psychologie der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft] gibt zu, dass vor der weitflächigen Verbreitung der Wechselaffirmation 75 – 95 % der präpubertären Kinder, die Probleme mit ihrem biologischen Geschlecht hatten, diese mit zunehmendem Alter überwanden. Die große Mehrheit akzeptierte ihr biologisches Geschlecht in der späten Adoleszenz, nachdem sie auf natürliche Weise durch die Pubertät gegangen war.
Doch mit der aufkommenden Wechselaffirmation in der westlichen Welt haben die Anzahl von Kindern, die über Probleme mit ihrem Geschlecht klagen, sowie die Dauer der Problematik einen dramatischen Anstieg erfahren. Zum Beispiel hat allein der Entwicklungsdienst für Genderidentität im Vereinigten Königreich seit 2009 einen Zuwachs von 2.000% erfahren.
3. Pubertätsblocker für Genderdysphorie sind nicht als sicher belegt
Pubertätsblocker sind zur Behandlung einer medizinischen Störung namens Pubertas praecox (abnormale und verfrühte Ausschüttung kindlicher Pubertätshormone) untersucht und als unbedenklich eingestuft worden.
Ungeachtet dessen weist ein wegweisender Aufsatz in The New Atlantis darauf hin, dass sich aus diesen Studien nicht ableiten lässt, dass die Blocker auch für physiologisch normale Kinder mit Genderdysphorie sicher sind. Wie die Autoren feststellen, gibt es Hinweise auf verringerte Knochenmineralisierung mit entsprechend höherem Frakturrisiko bei jungen Erwachsenen, möglicherweise erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit und Hodenkrebs bei Jungen sowie unbekannte Auswirkungen auf die psychische und geistige Entwicklung.
Für den letzten Punkt gibt es momentan keine größeren Langzeitstudien von Kindern, die mit Blockern gegen Genderdysphorie behandelt werden, doch geben Studien an Erwachsenen aus dem letzten Jahrzehnt Grund zur Sorge. So berichtete die Zeitschrift Psychoneuroendocrinology 2006 und 2007 Hirnanomalien im Bereich von Gedächtnis und zentraler Exekutive bei erwachsenen Frauen, die aus gynäkologischen Gründen Blocker erhielten. Ähnlich deuten zahlreiche Studien an Männern, die wegen Prostatakrebs mit Blockern behandelt wurden, auf die Möglichkeit hin, dass kognitive Fähigkeiten spürbar abnehmen.
4. Es gibt keinen Fall in der wissenschaftlichen Literatur, wo ein genderdysphorisches Kind Blocker wieder abgesetzt hat
Die meisten, wenn nicht alle Kinder auf Pubertätsblockern gehen zur Einnahme von fremden Sexualhormonen über (Östrogen für biologische Jungen, Testosteron für biologische Mädchen). Die bis dato einzige Studie, die präpubertäre Kinder nachverfolgt hat, die sozial affirmiert und in jungem Alter auf Blocker gesetzt wurden, hat ergeben, dass 100% der Betroffenen eine Transgender-Identität angaben und sich für eine entsprechende Hormonbehandlung entschieden.
Dies deutet darauf hin, dass es die medizinische Vorgehensweise selbst ist, die Kinder dazu bringen kann, sich als transgender zu betrachten. Offensichtlich kommt es zu einem Selbstläufer-Effekt, wenn man Kindern hilft, biologisch und sozial das andere Geschlecht zu verkörpern. Das ist alles andere als harmlos, da die Einnahme von Pubertätsblockern im Alter von bis zu 12 Jahren, gefolgt von einer Hormonbehandlung, ein Kind unfruchtbar macht.
5. Die Behandlung mit Fremdhormonen birgt erhebliche Gesundheitsrisiken
Aus Studien mit Erwachsenen wissen wir, dass zu den Risiken einer Fremdhormonbehandlung Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Blutgerinnsel, Schlaganfälle, Diabetes, Krebs und andere gehören.
6. Die Neurowissenschaft zeigt, dass jungen Menschen die Fähigkeit eines Erwachsenen zur Risikoabschätzung fehlt
Wissenschaftliche Daten zeigen, dass ein 21-Jähriger Risiken noch nicht so gut einschätzen kann. Es ist ein ernstes ethisches Problem, irreversible, lebensverändernde Eingriffe an Minderjährigen zuzulassen, die für eine wirklich eigenständige Zustimmung zu jung sind.
7. Es gibt keinen Beleg dafür, dass Affirmation den Suizid von Kindern verhütet
Befürworter des wechselaffirmativen Ansatzes glauben, Suizid sei die direkte und unvermeidliche Konsequenz, wenn soziale Affirmation und biologische Alterationen [Veränderungen] genderdysphorischen Kindern vorenthalten würden. Anders gesagt, wer das wechselaffirmative Protokoll nicht unterstütze, verurteile genderdysphorische Kinder im Grunde zum Selbstmord.
Im Gegensatz dazu haben wir bereits festgestellt, dass 75 – 95 % genderdysphorischer Jugendlicher am Ende glücklich mit ihrem biologischen Geschlecht sind, sobald sie einfach die Pubertät durchlaufen haben. Dazu kommt, dass entgegen den Behauptungen von Aktivisten nichts darauf hindeutet, dass Schikane und Diskriminierung, ganz zu schweigen von mangelnder Affirmation, die Hauptursachen für Suizid in irgendeiner Minderheitsgruppe wären. Mindestens eine Studie von 2008 kommt vielmehr zu dem Schluss, dass gefühlte Diskriminierung von LGBT-Personen keine Ursache darstellt.
Über 90 % der Personen, die sich das Leben nehmen, sind mit einer psychischen Störung diagnostiziert, und es gibt keine Indizien dafür, dass genderdysphorische Kinder, die Suizid begehen, sich davon unterscheiden. Viele genderdysphorische Kinder brauchen einfach eine Therapie, um ihrer Depression auf den Grund zu gehen, denn dahinter könnte sehr gut dasselbe Problem stecken, das die Genderdysphorie auslöst.
8. Der wechselaffirmative Ansatz hat das Problem von Transgender-Suiziden nicht gelöst
Erwachsene, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen – sogar in Schweden, einem der LGBT-affirmativsten Länder –, haben eine fast 20-mal höhere Selbstmordrate als die Allgemeinheit. Ohne Frage ist ein Wechsel des Geschlechts keine Lösung für Genderdysphorie.
Fazit: Der wechselaffirmative Ansatz ist Kindesmissbrauch
Die Krux der Sache ist: Obwohl der wechselaffirmative Ansatz vorgibt, Kindern zu helfen, fügt er ihnen und ihren nichtdysphorischen Gefährten schweres Unrecht zu. Solche Mediziner bedienen sich des Mythos, manche Leute wären von Geburt an transgender, um ein massives und unkontrolliertes Experiment an Kindern ohne deren Zustimmung zu rechtfertigen, das ein psychisches Problem lösen soll, das sich in der großen Mehrheit der Fälle nach der Pubertät von selbst gibt.
Heutige Einrichtungen, die Wechselaffirmation betreiben, drängen Kinder dazu, das andere Geschlecht zu verkörpern, und schicken sie damit auf den Pfad von Pubertätsblockern, Sterilisierung, der Entfernung gesunder Körperteile und unsagbarem psychischem Schaden.
Dieses Unheil bedeutet nicht weniger als institutionalisierten Kindesmissbrauch. Die gesunde Ethik verlangt die sofortige Beendigung von Pubertätsunterdrückung, Fremdhormonen und operativen Geschlechtsumwandlungen bei Kindern und Heranwachsenden sowie keine weitere Verbreitung der Genderideologie über Lehrpläne und gesetzliche Vorschriften.
Es ist Zeit, dass die Führer unseres Landes und die schweigende Mehrheit der Gesundheitsberufler erkennt, was genau mit unseren Kindern geschieht, und gemeinsam zur Tat schreitet.
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