Insekten – Nahrungsmittel der Zukunft?

Haben Sie heute eigentlich heute schon was Ordentliches zu sich genommen? Nein? Wie wäre es mit einer Vorsuppe, in der neben den Fettaugen ein paar Raupen schwimmen? Als Hauptspeise wären vielleicht gegrillte Heuschrecken und Grillen im Angebot, garniert mit Bienen, Wespen und Ameisen. Das Dessert könnte zum Beispiel aus schokolierten Mehlwürmern bestehen. Guten Appetit!

Die aufgeführten Insekten gehören laut Verbraucherzentrale zu den essbaren Insektenarten. „Während der Gedanke an Ameiseneiersuppe, Skorpione am Stiel, gebratene Seidenwürmer oder frittierte Wespen hierzulande noch befremdlich ist, gehören essbare Insekten in anderen Ländern längst zum Alltag. Oder sind sogar wahre Delikatessen“, führt die Verbraucherzentrale weiter aus und nimmt den Leser sogleich mit auf eine „kulinarische Weltreise“: Demnach würden Nigerianer sich an gerösteten Heuschrecken sowie rohen oder gekochten Termiten erfreuen und Aborigines die Honigtopfameise, die mit „prallgefüllten honigähnlichen Hinterteilen aus ihren Nestern gesammelt werden“, als Delikatesse betrachten. Japaner würden Wespenlarven kochen und Zikaden frittieren, während Thailänder sich mehr an „Schaben und vielerlei Larven“ halten würden. In Mexico gebe es eine sehr teure Vorspeise, die auch als „Mexikanischer Kaviar“ bezeichnet werde: Esamoles, das seien „gekochte Ameisenlarven mit Öl und Knoblauch auf Tortillas.“ Und in Guatemala und Süd-Mexiko seien mit Schokolade überzogene Heuschrecken „eine von Kindern sehr geschätzte“ Süßigkeit.

„Mehr als 2.100 Insektenarten sind für den Menschen essbar“, berichtet GEO unter Berufung auf eine Studie der niederländischen Universität Wageningen. Zwei davon seien seit 2021 als Nahrungsmittel zugelassen: der Mehlwurm und die Europäische Wanderheuschrecke. „Obwohl es bislang nur zwei Zulassungen gibt, dürfen in der EU sieben verschiedene Insekten verkauft werden. Neben Mehlwurm und Europäischer Wanderheuschrecke sind das Heimchen, Buffalowurm, Kurzflügelgrille, Honigbienen-Drohnenbrut und schwarze Soldatenfliegenlarve. Diese Insekten waren schon vor der neuen Novel-Food Verordnung im Verkehr und dürfen bis zur Zulassung übergangsweise weiter verkauft werden, solange rechtzeitig ein Antrag gestellt wurde“, informiert GEO.

Wer beispielsweise Appetit auf Buffalowürmer verspürt, kann sich für einen gepflegten Burger der Firma „Zirp“ entscheiden. Dieser wird als tiefgekühlter ZIRP Burger „auf Basis von gemahlenen Insekten (Buffalo Würmer), Pilzen und Erbsenprotein“ angeboten und als „köstlich, revolutionär und klimafreundlich“ beworben und besteht zu „38% aus Buffalowürmern, einer Proteinquelle, die alle Vorteile tierischen Proteins mitbringt, jedoch nur einen Bruchteil der Ressourcen verbraucht und dadurch einen deutlich geringeren CO2 Fußabdruck verursacht als konventionelle Fleischprodukte.“

Der Buffalowurm, auch als Glänzendschwarzer Getreideschimmelkäfer bekannt, ist laut Wikipedia „ein Käfer aus der Familie der Schwarzkäfer (Tenebrionidae). Die Art stammt vermutlich aus Afrika, ist heute aber synanthrop beinahe weltweit verbreitet. Er gilt als gefürchteter Schädling in der Geflügelproduktion. Seine Larven, die den Mehlwürmern ähneln, werden als Futtertiere in der Terraristik sowie als Speiseinsekten in neuartigen Lebensmittelprodukten eingesetzt und gezüchtet.“ Das breite Nahrungsspektrum der wild lebenden Larven erstreckt sich von verschütteten Futtermitteln über Vogel- und Fledermauskot bis hin zu Schimmelpilzen, „sie können als Prädatoren an kranken Jungtieren oder an Aas auftreten und auch Federn verwerten.“

Dem Thema Insekten als Ernährung hatte sich bereits 2019 in einem Gastbeitrag für die TAZ auch Andrew Müller, Erstautor der Studie „Entomophagy and Power“ (Insektenverzehr und Leistung), unter dem Titel: „Nicht die Nahrung der Zukunft“ gewidmet: „Noch handelt es sich um eine ausgesprochene Nische, aber manche Marktforschungsinstitute schätzen den Umsatz des Sektors für 2023 auf über 1 Milliarde US-Dollar, 2030 sollen es bereits 8 Milliarden sein. Konzerne wie Nestlé, Cargill und PepsiCo halten ein Auge auf den wachsenden Markt. Auch die Bill and Melinda Gates Stiftung hat sich an der Finanzierung von Pionierunternehmen beteiligt.“

Andrew Müller hinterfragt dabei das Ziel des so vorangetriebenen Verzehrs von Insekten als Nahrungsmittel, nachhaltig der weltweiten Unterernährung und dem Klimawandel vorzubeugen. In seinem Artikel schreibt Müller, dass bereits heute „eigentlich genug Nahrung für alle“ zur Verfügung stände und zitiert Eric Holt Giménez, Agrarökonom und Geschäftsführer der NGO Food First mit der Aussage, dass das Problem vor allem darin liege, dass 90 Prozent der weltweit Hungernden, deren Zahl auf aktuell 821 Millionen geschätzt werde, „‚schlicht zu arm [seien], um genug Nahrung zu kaufen‘“. An solchen strukturellen Ungleichheiten könnten auch Insekten, so „lecker und vielversprechend sie ernährungsphysiologisch sein mögen“, nichts ändern.

Die Nachhaltigkeitswerte der Grillenzuchten seien nicht oder nur unwesentlich besser als die von Hühnerfarmen. Außerdem weiß noch „niemand, ob die Massenzucht von Insekten ähnliche Probleme mit sich bringt wie die konventionelle Viehzucht: Krankheiten, Antibiotika, Tierquälerei.“ Müller kommt zu dem Schluss, dass noch nachhaltiger als Insekten ohnehin pflanzliche Lebensmittel seien.

Damit wären wir wieder bei den Ernährungsempfehlungen der Bibel angelangt. Abgesehen davon, dass mit Ausnahme der Heuschrecke alle anderen Insekten vom biblischen Standpunkt her als unrein gelten (3. Mose 11, 20-23), bestand der ursprüngliche Speiseplan Gottes für den Menschen aus Früchten, Getreide, Nüssen und Hülsenfrüchten. Die Bibel sagt in 1. Mose 1, 29: „Und Gott sprach: Seht da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen zu eurer Speise.“ Diese Art der Ernährung ist nach wie vor die beste für den Menschen, sowohl im Sinne der menschlichen Gesundheit als auch im Sinne der Nachhaltigkeit für Umwelt und Natur.

StpH, 06.09.2022, 13:47 Uhr


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