Katholiken und Lutheraner auf dem Weg zur Einheit
KTFNews.com, 22. Januar 2016.
Nach 500 Jahren der Trennung und vielen Versuchen seitens der Katholischen Kirche, die Lutheraner wieder mit Rom zu vereinen – darunter der Dreißigjährige Krieg und die Gründung des Jesuitenordens, der alles vernichten sollte, was der Protestantismus geschaffen hatte (siehe Ellen White, Der Große Kampf, S. 566) –, denken die beiden Kirchen jetzt über eine gemeinsame Abendmahlsfeier nach.
Am 14. November 2015 sprachen die Anglikanische Generalsynode und die Evangelisch-lutherische Kirche in Kanada (ELCIC) über die Gedenkfeier zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Einen Monat zuvor hatten sie bereits einen äußerst wichtigen Schritt unternommen und am 30. Oktober 2015 ein gemeinsames Dokument mit dem Titel Declaration on the Way: Church, Ministry and Eucharist (Erklärung unterwegs: Kirche, Pastorendienst und Eucharistie) veröffentlicht. Darin forderten sie den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und den Lutherischen Weltbund (LWB) auf, „einen Prozess zu beginnen und einen Zeitplan zu erstellen, um noch ungeklärte Angelegenheiten zwischen beiden anzusprechen“. Außerdem suchen sie mehr Möglichkeiten, gemeinsam das Abendmahl zu feiern.
Nichtkatholiken können gelegentlich, wenn auch selten und nur unter bestimmten Umständen, die Kommunion von katholischen Priestern empfangen. „Sollte das gemeinsame Abendmahl Wirklichkeit werden, wäre das ein bedeutender, wichtiger Meilenstein …“
Die zunehmende Annäherung von Lutheranern und Katholiken in den letzten Jahren hat die Kirchenführer beider Seiten ermutigt. Die Veröffentlichung der Declaration on the Way ist ein Zeichen dafür, ebenso eine kürzliche Twitter-Nachricht von Papst Franziskus zum Geburtstag Martin Luthers am 10. November 2015. Darin verwendete er den lateinischen Ausdruck semper reformanda – eine deutliche Anspielung auf die damalige lutherische Parole: Ecclesia semper reformanda est („Die Kirche bedarf der ständigen Reformation“). Dieser Tweet erfreute die lutherischen Ökumeniker.
Ein weiteres Zeichen der Annäherung ist die Tatsache, dass Lutheraner und Katholiken das Reformationsjubiläum 2017 als „Gedenken“ und nicht als „Feier“ bezeichnen. Diese Wortwahl lässt die Lutheraner als die Schuldigen erscheinen, obwohl sie der Bibel treu waren.
„Ich war überaus erfreut …, dass der Heilige Vater diese Worte verwendete“, so Pastor André Lavergne, ökumenischer und interreligiöser Bischofsassistent der ELCIC. „Das war kein Zufall. Solche Zufälle gibt es nicht“, fügte er lächelnd an.
2017 jährt sich noch ein anderes Ereignis zum 50. Mal: Der Beginn des ökumenischen Dialogs zwischen der Römisch-katholischen und der Evangelischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, auf dem die ökumenische Bewegung ins Leben gerufen worden war. Die ökumenische Bewegung wurde der „neue Geist“, der die Katholische Kirche erfasste und sie „ihre Fenster und Türen öffnen ließ für eine Welt außerhalb ihrer selbst, um zum Gespräch einzuladen“.
Das ELCIC-Gedenken „beruht stark auf dem vom Vatikan angebotenen ökumenischen Dialog“, sagte Lavergne.
Die Diskussion drehte sich auch um einen weiteren Meilenstein: die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Sie stellt ein grundlegendes, zentrales Einvernehmen im katholisch-lutherischen Dialog und Verstehen dar und wurde 1999 veröffentlicht. In dem Dokument haben Katholiken und Lutheraner in ihren Grundansichten über die Rechtfertigungslehre, die ja der wichtigste Streitpunkt der Reformation war, Übereinstimmung erzielt. Zuvor hatte bereits der Weltrat methodistischer Kirchen diese theologische Erklärung angenommen; der Anglikanische Konsultativrat zieht einen ähnlichen Schritt in Erwägung, der in diesem Jahr (2016) auf einer Versammlung in Lusaka (Sambia) näher besprochen werden soll.
„Wer weiß, was uns die Zukunft noch bringt, wenn Lutheraner und Katholiken 500 Jahre nach der Reformation über die gemeinsame Abendmahlsfeier reden?“ fragte Lavergne.
Wer die Prophetie studiert, weiß, was uns die Zukunft bringt. Er weiß, dass die Einheit aller Kirchen und Religionen auf der Basis der Hauptlehren des Katholizismus bevorsteht. Vereint werden sie sich gegen Gott und seine treuen Nachfolger wenden, die alle Seine Gebote einschließlich des Siebenten-Tags-Sabbats halten.
„Die römische Kirche zeigt der Welt heute ein freundliches Gesicht und verbirgt die schrecklichen Grausamkeiten ihrer Vergangenheit unter Entschuldigungen. Sie hat sich in christliche Gewänder gehüllt, doch ihr Wesen bleibt unverändert. Sämtliche Grundsätze des Papsttums aus vergangenen Jahrhunderten gelten auch heute noch. Die in finstersten Zeiten erfundenen Lehren werden noch immer beibehalten. Es täusche sich niemand! Das Papsttum, das die Protestanten heute so bereitwillig anerkennen, ist dasselbe, das zur Zeit der Reformation die Welt beherrschte, als Männer Gottes unter Einsatz ihres Lebens aufstanden und dessen Gottlosigkeit bloßlegten. Es besitzt denselben Stolz, dieselbe hochmütige Anmaßung, die es sich über Könige und Fürsten erheben und die Vorrechte Gottes beanspruchen ließ. Seine Gesinnung ist heute nicht weniger grausam und despotisch als zu der Zeit, als es den Menschen die Freiheit raubte und die Heiligen des Allerhöchsten erschlug.“
(Ellen White, The Great Controversy, S. 571; vgl. Der Große Kampf, S. 571)
Quellen: