Künstliche Intelligenz: Hoher IQ, aber kein Mitgefühl
Künstliche Intelligenz verspricht beeindruckende Fähigkeiten. Kann KI das menschliche Denkenn übertreffen oder sogar ersetzen?
„Kaum ein Tag vergeht ohne weitere News zu ChatGPT. […] Inzwischen gehört der Name (Abkürzung für: Chatbot Generative Pre-trained Transformer) fast genauso zum Wortschatz vieler Menschen wie Fördergelder, Frankreich oder Fischers Helene. Der Chatbot von OpenAI findet quasi überall Erwähnung. Das KI-Tool ist aber auch höchst eindrucksvoll: Sie geben eine beliebige Frage oder einen Auftrag ein und prompt antwortet der künstlich-intelligente Automat - in vielen Fällen sogar mit Niveau", vermeldet Computer-Bild am 12. April 2023 und berichtet, dass neulich „die KI von OpenAI sogar einen Intelligenztest bestanden" habe.
Was ist unter KI zu verstehen?
Falls Sie zu der sicherlich nicht kleinen Schar von Mitbürgern gehören, für die Begriffe wie ChatGPT, OpenAI und KI-Tool Fremdwörter sind, wollen wir Ihnen im Folgenden einen kleinen Überblick darüber geben, was man im Allgemeinen unter Künstlicher Intelligenz, kurz KI, oder auch AI, artificial intelligence, versteht.
Dazu lässt die Wirtschaftsförderung Bremen die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa und Referentin für Künstliche Intelligenz, Ines Ehrlich, zu Wort kommen:
Die KI, einfach erklärt, ist der Versuch, menschliches Lernen und Denken auf den Computer zu übertragen und ihm damit Intelligenz zu verleihen. Statt für jeden Zweck programmiert zu werden, kann eine KI eigenständig Antworten finden und selbstständig Probleme lösen.
Allerdings gäbe es keine allgemeingültige Definition von Künstlicher Intelligenz, da der Begriff der Intelligenz selbst noch nicht eindeutig definiert sei.
Die KI ist in der Lage, Informationen aus Daten zu ziehen, die ein Mensch niemals erfassen könnte, etwa weil sie zu zahlreich sind oder die unterliegenden Muster zu komplex.
Wer steht hinter ChatGPT?
Laut Handelsblatt startete OpenAI 2015
als Stiftung in San Francisco. Namhafte Tech-Unternehmer wie Elon Musk, Peter Thiel, Reid Hoffman oder Sam Altman gaben insgesamt eine Milliarde Dollar, um ein Ziel zu verwirklichen: Eine Künstliche Intelligenz zu entwickeln, die‚der gesamten Menschheit nutzt
wie es in der Satzung heißt. Heute sei OpenAI mit einer Bewertung von 29 Milliarden Dollar eines der wertvollsten Start-ups der USA, an dem Microsoft 49 Prozent halte und laut forbes seit 2019 bereits 3 Milliarden US-Dollar investiert habe. Weitere 10 Milliarden Investitionen für die Zukunft seien im Gespräch. Wie futurzone informiert, hat Microsoft ChatGPT bereits in seine Suchmaschine Bing eingebunden.
Beeindruckende Fähigkeiten von ChatGPT
Laut Handelsblatt könne man mit ChatGPT Texte erstellen, die sich eloquent und strukturiert lesen und von einem Journalisten oder einer Schriftstellerin stammen könnten.
Der Chatbot ist so gut, dass er an der US-Eliteuniversität Wharton das MBA-Examen bestehen würde - und zwar mit der Note ‚Zwei minus’[…]. Die Erklärungen seien ‚exzellent’ gewesen.
Computer-Bild veranschaulicht die Fähigkeiten von ChatGPT Songtexte zu schreiben, Kurzgeschichten zu verfassen und Liebesbriefe zu generieren. „Lange hat das Verfassen nicht gedauert. Die KI legt nach einer einfachen Schreibanfrage direkt los. Nach zehn Sekunden stand der generische Liebesbrief", beschreibt Computer-Bild an anderer Stelle.
Intelligenztest: ChatGPT mit IQ von 155
Den eingangs erwähnten Intelligenztest bestand ChatGPT übrigens mit Bravour. Der klinische Psychologe Eka Roivainen aus Finnland wollte
wissen, wie intelligent ChatGPT nach menschlichen Maßstäben ist und unterzog den Chatbot einem IQ-Test.
In Scientific American schildert Roivainen: ChatGPT schreibe akademische Aufsätze und Märchen, erzähle Witze, erkläre wissenschaftliche Konzepte, komponiere und entschlüssele Computercodes.
Das alles machte mich neugierig, wie intelligent ChatGPT nach menschlichen Maßstäben ist, und ich machte mich daran, den Chatbot zu testen. […] ChatGPT war fast ein idealer Testteilnehmer, mit einer lobenswerten Einstellung zum Test. Er zeigt weder Prüfungsangst noch Konzentrationsschwäche oder mangelnde Anstrengung. […] ChatGPT hat diesen Test mit Bravour bestanden und gab Antworten, die oft sehr detailliert und umfassend waren und die über die im Testhandbuch angegebenen Kriterien für richtige Antworten hinausgingen. […] Der auf der Grundlage von fünf Untertests geschätzte verbale IQ des ChatGPT lag bei 155 und übertraf damit 99,9 Prozent der Testteilnehmer, die die amerikanische WAIS-III-Normierungsstichprobe von 2.450 Personen bilden.
Grenzen künstlicher Intelligenz
Ines Ehrlich zufolge habe künstliche Intelligenz kein eigenes Bewusstsein. Zwar könne sie Daten ungeheuer gut verarbeiten und Muster erkennen,
aber verstehen kann sie sie nicht. Die künstliche Intelligenz besitzt kein „common sense" - keinen gesunden Menschenverstand. Wenn sie, aufgrund von unzureichenden Daten oder schlechter Programmierung, zu falschen Schlüssen kommt, erkennt sie dies nicht […]. Sie kann nur Antworten auf die spezifischen Fragen geben, für die sie programmiert wurde.
Und Eko Poivainen resümiert:
„Trotz seines hohen IQs ist ChatGPT dafür bekannt, dass es an Aufgaben scheitert, die echtes menschliches Denken oder ein Verständnis für die physische und soziale Welt erfordern."
Etwas fehle der künstlichen Intelligenz nämlich, fasst Babbel-Sprachexperte und Manager Héctor Hernandéz mit einem Wort zusammen: „Empathie." Mit anderen Worten: Es fehlt an menschlicher Wärme und der Fähigkeit zu fühlen. Künstliche Intelligenz ist und bleibt eine Maschine, die emotionslos das wiedergibt, womit sie zuvor gefüttert wurde.
Barmherzigkeit - Privileg des Menschen
Damit fehlt einer Maschine, und sei sie noch so „intelligen", das, was wahres Menschsein ausmacht: die Fähigkeit, mitzufühlen und aus Barmherzigkeit zu handeln. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen", verkündet Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5,7). Barmherzigkeit ist eine der Grundforderungen Gottes an den Menschen. Verstand, Klugheit und Intelligenz des Menschen müssen immer im Dienst der Barmherzigkeit gegenüber dem Mitmenschen und Mitgeschöpf stehen - aus einem inneren Empfinden des Mitgefühls heraus. In dieser Hinsicht kann eine Maschine, auch wenn sie noch so viel Wissen gespeichert hat, dem Menschen niemals das Wasser reichen.
StpH, 24.04.2023, 7:25 Uhr