Papst Benedikt XVI. alias Joseph Ratzinger gestorben
„Joseph Aloisius Ratzinger, der Papst emeritus, starb am 31. Dezember 2022 im Alter von 95 Jahren, unversöhnt mit der Welt und der Kirche, wie sie nun einmal sind.“ Dies ist der Schlusssatz eines Nachrufs der Zeit desselben Datums. Die Nachricht ging um die Welt.
Wer war Papst Bendikt XVI. alias Joseph Aloisius Ratzinger? 2005 wurde Kardinal Ratzinger zum Papst als Nachfolger des verstorbenen Karol Wojtyla, Papst Johannes Paul II., gewählt wurde. „‚Mein Bruder wird ganz bestimmt nicht Papst‘“, wurde sein drei Jahre älterer Bruder, Prälat Georg Ratzinger und Chorleiter der Regensburger Domspatzen damals vom Spiegel zitiert. „Es gebe so viele Kandidaten, dass jemand in seiner Alterstufe normalerweise nicht gewählt werde […]. ‚Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass man einen Deutschen zum Papst wählt.‘“
Er hatte sich geirrt. Sein Bruder sollte der zweite deutsche Papst seit Hadrian VI. im 16. Jahrhundert werden. „Und der zweite nach Coelestin V. im 13. Jahrhundert, der vom Amt zurücktrat“, wie der Nachruf der Zeit erwähnt.
Auch der Stern hatte sich anlässlich der Wahl Ratzingers zum Papst ausführlich mit dessen Biographie beschäftigt. Dass dieser, als ehemaliger Erzbischof von München und Freising, seit November 1981 im Vatikan sei und den vatikanischen Machtapparat genau kenne. Dass er „als wichtigster Mann nach dem jüngst verstorbenen Papst Johannes Paul II.“ als „Graue Eminenz“ gelte. Dass er von seinen Kritikern „Großinquisitor aus Marktl am Inn“ genannt werde, „jedoch nicht nur, weil Ratzinger jenes Amt inne hatte, dem früher die Herren der Inquisition vorstanden, sondern auch weil er äußerst hart gegen anders Denkende vorgeht. Die ‚Heilige Inquisition‘ hatte sich bis in die Neuzeit auf die Fahnen geschrieben, gegen Ketzer und Häretiker vorzugehen notfalls auch mit Folter und Feuer.“
Wenn auch nicht mit Folter und Feuer machte Ratzinger doch als Vorsitzender der Nachfolgeorganisation der vormaligen Heiligen Inquisition seinem Amt alle Ehre. In dieser Funktion nämlich unterstützte er Zwangsmaßnahmen gegen den populären katholischen Theologen Hans Küng, die mit dessen Amtsenthebung endeten, so der Stern. 1992 trieb der Glaubenswächter „den lateinamerikanischen Befreiungstheologen Leonardo Boff aus dem Priesteramt.“
Papst Johannes Paul II. hatte Ratzinger als erst 52-Jährigen in den Vatikan geholt und zu seinem wichtigsten Mitarbeiter gemacht. „Als Präfekt der Glaubenskongregation, der Nachfolgebehörde der Heiligen Inquisition im Vatikan, konnte sich Ratzinger der Lehre widmen. Der Papst hielt seine schützende Hand über ihn“, berichtet die Zeit. So trat Johannes Paul II. nach außen als allseits beliebter Kommunikations- und Reisepapst auf, während Ratzinger in den Mauern des Vatikans die unfeineren Arbeiten zu verrichten hatte. Beide aber arbeiteten Hand in Hand zusammen und festigten das Machtgefüge des Vatikans nach innen und außen.
Als Benedikt XVI. auf seiner zweiten Deutschlandreise Regensburg besucht, kommt es zum Eklat. Aussagen seiner sogenannten „Regensburger Rede“ lösen „Schockwellen“ in der islamischen Welt aus, berichtet domradio.de. „Wie üblich arbeitet er dabei mit Quellen und zitiert aus dem Disput eines byzantinischen Kaisers mit einem Muslim: ‚Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.‘ Nur ein Zitat, noch dazu aus dem Mund eines mittelalterlichen Monarchen“, wird beschwichtigt. Die muslimische Welt protesiert; nur mit Mühe kann der Vatikan beschwichtigen.
Wikipedia zitiert den emerierten Theologieprofessor Rolf Schieder mit der Aussage, dass Papst Benedikt in seiner Rede die evangelische Kirche viel radikaler angegriffen habe als den Islam. So habe Schieder am 23. September 2006 in der Berliner Zeitung gefragt: „Wann protestieren die Protestanten?“
Dem vorgebeugt hatte Ratzinger bereits 1999. Zu diesem Zeitpunkt „wurde er als ‚Motor der Ökumene‘ gepriesen, da er entscheidend an der ‚Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre‘ zwischen katholischer Kirche und Lutherischem Weltbund mitgewirkt hatte. Das Dokument leitete eine theologische Annäherung der beiden seit Luther getrennten Kirchen ein“, berichtet der Stern. Auch Amazing Discoveries berichtete. Doch schon ein Jahr später geriet er wegen der Schrift „Dominus Jesus“ heftig in die Kritik vieler anderer Kirchen, als er den Vorrang der katholischen Kirche und des Papsttums betonte. „ Die aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften (Protestanten und Anglikaner) seien ‚nicht Kirchen im eigentlichen Sinne‘, weil sie nicht den gültigen Episkopat im Weihesakrament und die vollständige Wirklichkeit der Eucharistie bewahrt hätten“, so domradio.de.
Schon lange vor seiner Amtszeit als Papst hatte der damalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger 1990 mit einer Rede für Protest und Aufregung gesorgt, worauf in einem für Italien bislang einmaligen Vorgang ein 2008 vorgesehener Papstbesuch in der Universität La Sapienza abgesagt wurde. „Vorausgegangen waren tagelange Proteste von Studentengruppen, aber auch von Dozenten. Sie warfen Benedikt XVI. unter anderem vor, in einem Vortrag 1990 den kirchlichen Prozess gegen Galileo Galilei gebilligt zu haben“, meldete Domradio 2008. Ratzinger hatte 1990 den Philosophen P. Feyerabend zitiert: „‚Die Kirche zur Zeit Galileis hielt sich viel enger an die Vernunft als Galilei selber, und sie zog auch die ethischen und sozialen Folgen der Galileischen Lehre in Betracht. Ihr Urteil gegen Galilei war rational und gerecht (…)‘“. Dies kommt einem modernen Ritterschlag für die viel kritisierte Inquisition gleich. Ratzinger konnte sich aber, wie so oft, darauf berufen, nur zitiert zu haben.
T-online bewertet: „Benedikt XVI. trat 2013 ab, zog sich zurück und schaute aus der Ferne zu, wie sich sein Nachfolger Franziskus um eine maßvolle innere Korrektur der halsstarrigen, uneinsichtigen, eiskalten, zynischen Kirche bemühte und damit steckenblieb, was sonst.“ Damit hatte er den Beobachtern Recht gegeben, die ihn vor Amtsantritt mit seinen 78 Jahren als eine Art Übergangspapst gesehen hatten, der nicht lange im Amt bleiben und das Feld für einen lateinamerikanischen oder afrikanischen Pontifex bereiten würde. Ratzinger selbst hatte in einem Interview mit dem US-amerikanischen Magazin „Time“ noch gesagt, „er könne sich vorstellen, das Papstamt nach zehn Jahren wieder niederzulegen“, zitiert ihn der Stern.
Freiwillig abgeben wird Rom seine Macht nicht, so steht es in der Bibel. Die päpstliche Macht, die schon der frühe Protestantismus als Antichrist enttarnte und symbolisiert wird durch das kleine Horn im Buch Daniel, wird bleiben bis ans Ende der Weltgeschichte. „Aber das Gericht wird sich setzen und ihm die Herrschaft wegnehmen, um sie endgültig zu vertilgen und zu vernichten.“ (Daniel 7, 26 Schlachter-Bibel) Wenn die falschen Stellvertreter Christi nicht mehr sind, regiert Christus über sein Reich. „Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, dass er es gründe und festige mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jesaja 9, 6 Schlachter-Bibel) Dass ist Hoffnung und feste Zusage zugleich.
StpH, 03.01.2023, 08:20 Uhr