Papst Franziskus auf G7-Konferenz: Führer der Weltmächte

Vom 13. bis zum 15. Juni 2024 fand im italienischen Apulien der 50. G7-Gipfel statt. Das erste Mal eingeladen war der Papst als Vertreter des Vatikans. Dies hatte es noch nie zuvor gegeben. Stehen die G7 doch für den Zusammenschluss starker wirtschaftlicher und politischer Mächte des Westens. Was soll da ein religiöser Führer? Meloni aber hatte Papst Franziskus als „Ehrengast“ geladen. Und dieser war der Einladung gefolgt, sich der Wichtigkeit seiner Anwesenheit und seiner Rolle als einer, der den ganz Großen dieser Welt zeigt, wo es langzugehen hat, wohl bewusst. Am selben Tag, an dem die Nachrichteninstitute die Meldung brachten, dass der Papst sich selbst als „Ehrenoberhaupt aller Kirchen“ ins Spiel gebracht habe, machte Franziskus in seiner Rede deutlich, dass er als „Ehrengast“ auch den weltlichen Führern die Richtung vorzugeben gedenke.

首相官邸ホームページ, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Wer war bei der G7 2024 anwesend?

Ausführlich über die Konferenz berichtete K-TV. Durchs Programm führte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, welche als Gastgeberin auch die Leitung innehatte, da Italien am 1. Januar 2024 die G7-Präsidentschaft bis Ende 2024 übernommen hatte. Neben Italien nahmen die USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich und Deutschland teil, die als mächtigste Vertreter der westlichen Welt alle zur Gruppe der G7 gehören. Bis zum Jahr 2014 war auch Russland Mitglied des Zirkels der Mächtigen, der damals G8 hieß. Mit der Besetzung der Krim wurde Russland ausgeschlossen. Dafür waren 2024 der ukrainische Präsident Selenskyj sowie weitere Staats- und Regierungschefs als Gäste geladen. Mit Brasilien und Indien waren auch zwei Vertreter der BRICS-Staaten der Einladung gefolgt. Afrika war durch den mauretanischen Präsidenten vertreten, Südamerika durch den argentinischen Präsidenten Javier Milei, die muslimische Welt durch die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei. Weiterhin waren die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen und der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, anwesend. Also das Who’s Who derjenigen, die das Sagen haben in der westlichen Welt sowie die, die von dem Glanz der Großen zu partizipieren hofften.

Anspruch der Päpste, über den Weltmächten zu stehen

Neben Themenfeldern wie Ukraine, Handelsbeziehungen zu China, Naher Osten, Afrika, Klimawandel und Migration lag der Fokus auch auf dem Sachgebiet Künstliche Intelligenz. Dazu hielt Papst Franziskus, nachdem er von jedem der Anwesenden einzeln und ausführlich begrüßt wurde, am 13. Juni eine ausführliche Rede. Die Ehrengastrolle von Franziskus wurde unterstrichen dadurch, dass ihm das Recht eingeräumt wurde, den ersten Redebeitrag zu halten als auch dadurch, dass er sowohl am runden Tisch als auch beim abschließenden Foto seinen Platz im Zentrum des Geschehens neben Gastgeberin Meloni innehatte. Papst Benedikt XVI., Vorgänger von Franziskus hatte es anlässlich der Einladung, vor dem deutschen Bundestag reden zu dürfen, einmal sehr deutlich ausgedrückt: Dass der Bundestag mit der Einladung die Rolle des Papstes anerkenne, die dem „heiligen Stuhl als Partner innerhalb der Völker- und Staatengemeinschaft zukommt.“ Und nicht nur das. Die Rede von Papst Franziskus macht deutlich, dass er nicht nur ein Partner ist, sondern derjenige, der weiß, wo es lang geht. Oder, wie es Historiker Volker Reinhardt einmal im Deutschlandfunk ausdrückte: „Aber darüber hinaus zeichnet sich allmählich der Anspruch ab, aufgrund der Stellvertreterschaft Christi eben auch über den weltlichen Mächten zu stehen.“ In der Geschichte wurde deutlich, „dass sich das Papsttum über die Kaiser stellen kann.“ Durch die Geschichte hindurch hielten die Päpste fest an den „Ansprüchen des Papsttums“, nämlich den Ansprüchen des „doppelten Primats“, sowohl auf geistlicher als auch weltlicher Ebene. Dem Anspruch, am Ende „über dem Kaiser“ zu stehen.

Päpstlicher Stuhl als Maßstab der Ethikrichtlinien für künstliche Intelligenz

Und so spricht Franziskus in seiner Rede vor den Mächtigen der G7 über Künstliche Intelligenz im Allgemeinen, bedient das gemeinschaftliche „Wir-Gefühl“ seiner Zuhörer, erwähnt die Vor- und Nachteile vom „Instrument“ und „Werkzeug“ Künstliche Intelligenz. Er betont die menschliche Würde, die durch den verkehrten Gebrauch dieses Werkzeugs auf dem Spiel stehe und fordert das Verbot tödlicher autonomer Waffen. „Keine Maschine darf jemals die Wahl treffen können, einem Menschen das Leben zu nehmen.“ Papst Franziskus betont die Gefahr von „Fake News“, die durch KI legitimiert werden könnten, indem KI aus dem Fundus dessen schöpfe, was im Netz zu finden sei und damit die herrschende Kultur stärke. Die Bildung laufe „Gefahr, auf eine Wiederholung von Begriffen reduziert zu werden, die allein auf Grund ihrer ständigen Wiederkehr zunehmend als unanfechtbar bewertet werden.“ Und dann kommt das Schlüsselwort: Die Ethik. Die „Programme künstlicher Intelligenz […] bedürfen einer ethischen Ausrichtung.“ Es bedürfe einer „gesunden Politik“ als „höchster Form der Nächstenliebe“. Interessanterweise wird dieser Satz in der Langfassung der gedruckten Papstrede vor der G7 gestrichen. Das war dann selbst den Machern der Vatikan News zu viel. Nicht gestrichen wurde allerdings, auf wen sich der Papst bezieht, wenn es um die Ethik für Künstliche Intelligenz geht. Da bezieht er sich nicht etwa auf die Bibel, als dem unbestechlichen Kompass für Ethik und Moral, sondern fast ausschließlich auf sich selbst und das, was der Feder der katholischen Kirche entstammt: Papst Franziskus zitiert die pastorale Konstitution „Gaudium et spes“ die dem Zweiten Vatikanischen Konzil entstammt. Immer wieder erwähnt Papst Franziskus seine Botschaft zum 57. Weltfriedenstag vom 1. Januar 2024. Er zitiert päpstliche Vorgänger und mehrfach seine eigene Enzyklika Laudato si’ aus dem Jahr 2015. Und er verweist auf seine Enzyklika Fratelli tutti.

Wem folgen Sie?

Ein Verweis auf die Bibel, auf den lebendigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat? Fehlanzeige. Papst Franziskus schmeichelt der Politik und verweist selbstreferenziell auf sich selbst. Dem Papst ist klar, dass nicht Jesus der kleinste gemeinsame Nenner heutiger Weltpolitik ist. Er selbst, der Papst könnte es womöglich sein. Dass er sich klar in dieser Rolle sieht, ist auf der G7-Konferenz in Apulien einmal mehr deutlich geworden.

Auch das hat Jesus vorhergesagt. Es steht geschrieben in Offenbarung 13, dass alle das Tier aus dem Meer, welches das Papsttum symbolisiert, anbeten und ihm folgen. Alle? Es gibt diejenigen, „die dem Lamm nachfolgen, wohin es auch geht […] in ihrem Mund ist kein Betrug gefunden worden; denn sie sind unsträflich vor dem Thron Gottes.“

Wem folgen Sie nach?

StpH, 01.07.2024


Kommentare auf dieser Website sollen für nachfolgende Besucher von Nutzen sein. Unsere ganz subjektiven Moderatoren mögen daher Beiträge, die zum Thema passen, kultiviert sind und Lesewert mitbringen.