Sharm el-Sheikh: Rückblick auf internationale Klimakonferenz

Mittlerweile ist sie Geschichte, die 27. UN-Klimakonferenz, kurz COP 27, in Sharm el-Sheikh 2022. Mit Spannung war sie erwartet worden, sowohl von Politikern und Klimaktivisten als auch von in Umweltfragen aktiven religiösen Gruppierungen. Auch Amazing Discoveries hatte im Vorfeld über den Plan berichtet, im Rahmen einer Kampagne „Rückkehr zum Sinai“ eine „allererste Klima-Bußzeremonie abzuhalten und einen prophetischen interreligiösen Aufruf zum Handeln“ in Form von zehn universellen Klimageboten zu formulieren.

Was also sind im Rückblick die Ergebnisse dieser 27. Weltklimakonferenz?

COP 27 schließt inhaltlich an das Übereinkommen von Paris an, welches am 4. November 2016 in Kraft getreten war. Laut Wikipedia wurde das Ziel angekündigt, den „globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gerechnet vom Beginn der Industrialisierung bis zum Jahr 2100. Als vorindustriell wird der Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900 verwendet.“ Fast alle Staaten der Erde hatten auf dieser 21. UN-Klimakonferenz 2015 (COP 21) mit dem Übereinkommen von Paris einen Vertrag unterzeichnet, nach dem sie Anstrengungen zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels unternehmen wollen. Das Klimaabkommen von Paris gilt als Meilenstein im globalen Klimaschutz.

Laut der WELT hat sich die diesjährige Weltklimakonferenz „erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern geeinigt. In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten die etwa 200 Staaten außerdem ihre frühere Entscheidung, schrittweise aus der Kohle auszusteigen.“ Insgesamt jedoch bemängelte der EU-Kommissionsvizechef Frans Timmermans „die Abschlusserklärung als unzureichend. […] In den Verhandlungen habe es zu viele Versuche gegeben, sogar Einigungen der Vorjahreskonferenz von Glasgow zurückzuschrauben.“ Laut euronews gelte die EU „seit langem als verlässlicher Fürsprecher der grünen Wende, der weitreichende politische Maßnahmen verfolgt und sein Ziel der Klimaneutralität bis 2050 gesetzlich verankert. Die EU ist zu einer Art Versuchslabor für Klimagesetzgebung geworden, in dem andere Länder versuchen zu sehen, was funktioniert und was nicht.“ Aber auch in der EU unterscheidet sich die Realität deutlich von diesen Visionen. „Deutschland, Italien, die Niederlande, Griechenland und Ungarn haben alle Pläne angekündigt, die Lebensdauer von Kohlekraftwerken zu verlängern, geschlossene wieder zu öffnen oder die Obergrenze für die Kohleverbrennungsstunden aufzuheben“, teilt euronews mit.

Die ganz großen Player der globalen Umweltverschmutzung spielen sowieso ganz woanders: Allein China, die USA, Indien und Russland sind für mehr als die Hälfte des weltweiten CO²-Ausstoßes zuständig. Daneben nimmt sich der Anteil Deutschlands von 1,9 Prozent marginal aus. Alle anderen Länder der EU liegen weit darunter. Gleichzeitig stehen die größten CO²-Produzenten oft bei der Umsetzung der Umweltschutzabkommen auf der Bremse. So traten die USA 2017 einseitig aus dem Pariser Klimaabkommen aus, erst Biden läutete eine Rückkehr zu diesem ein. China, „das beim Ausstoß klimaschädlicher Emissionen den ersten Platz belegt, will im internationalen Klimaschutz weiter als Entwicklungsland behandelt werden. So wurde es vor 30 Jahren im Kyoto-Protokoll festgelegt“, berichtet der Tagesspiegel. Das fordert der mittlerweile größte Verursacher von Treibhausgasen der Welt deshalb, um sich die Chance nicht zu verbauen, als solches künftig vielleicht sogar selbst Ausgleichszahlungen für loss and damage zu erhalten.

Schon 2021 war die Internationale Energieagentur (IEA) zu dem Schluss gekommen, dass die gegenwärtigen Entwicklungen und Trends mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens nicht mehr in Einklang zu bringen sind, informiert internationalepolitik.de. Kein Land tue genug, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, resümiert auch die ZEIT. Es gebe „‚keinen glaubwürdigen Weg zu 1,5 °C‘, so auch ein im letzten Monat abgeschlossener UN-Umweltbericht“ berichtet euronews.

„‚Schwer enttäuscht muss man darüber sein, dass die zwingend notwendige Abkehr von allen fossilen Energien im Abschlusstext nicht vorkommt“, fasst Klima-Experte Jan Kowalzig von Oxfam Deutschland, einem internationalen Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, zusammen. Es bleibt also bei einer finanziellen Entschädigung für die negativen Folgen von Klimaschäden – dort, wo schon heute Existenzen bedroht sind. Doch wer soll aus diesem Fond Geld erhalten? Und wer zahlt wie viel? Darüber soll dann auf der nächsten UN-Klimakonferenz Ende 2023 in Dubai beraten werden. Ob die Ergebnisse zielführend sind, wird ohnehin hinterfragt. Da die Industriestaaten ihr früheres Versprechen, von 2020 an jährlich 100 Milliarden Dollar an Klimafinanzierung bereitzustellen, bis heute Jahr für Jahr von Neuem brechen, lässt daran zweifeln.

Kurz und gut: Die Ergebnisse der Klimakonferenz und aller anderen Klimakonferenzen bisher sind, aus dem Blickwinkel der angeblichen Klimaschützer betrachtet, desaströs: Niemals wurden die Klimaziele auch nur annähernd erreicht, vereinbarte Gelder nie gezahlt. Es wirkt wir ein groß inszeniertes, mehr oder weniger dramatisches Theaterstück.

Nun scheint es so, dass das, was an substanziellen politischen Vereinbarungen schuldig geblieben wird, mit einer quasireligiösen Terminologie wieder gut gemacht werden soll. Beispielsweise zitiert die UN-Webseite aus der Eröffnungsrede des UN-Generalsekretärs António Guterres: „Und die Uhr tickt. Wir befinden uns im Kampf unseres Lebens. Und wir sind dabei zu verlieren. […] Wir befinden uns auf einem Highway in die Klimahölle und haben den Fuß noch auf dem Gaspedal. […] Wir kommen dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, gefährlich nahe. […] Die Menschheit hat die Wahl: kooperieren oder untergehen. Es ist entweder ein Klima-Solidaritätspakt - oder ein kollektiver Selbstmordpakt. […] Wir brauchen einen Fahrplan, der vorgibt, wie dies umgesetzt werden soll. “ Der Präsident der Vereinigten Staaten greift die Wortwahl seines Vorredners auf, indem er sagt: „Wir werden mit Hochdruck daran arbeiten, die ‚Klimahölle‘ abzuwenden, vor der der Generalsekretär der Vereinten Nationen Anfang dieser Woche so eindringlich gewarnt hat.“

Diese terminologischen Anleihen aus der Welt der Religion finden ihre Entsprechung in dem Planen geistlicher Leiter anlässlich der Weltklimakonferenz. Und auch mit dem Fahrplan kann gedient werden. So berichtete Israelheute, dass sich am Sonntag, dem 13. November Juden, Muslime, Christen, Hindus und Buddhisten auf der ganzen Welt versammeln wollten, „um zur ‚Klimabuße‘ und zur Verabschiedung der ‚10 Klimagebote‘ aufzurufen. Die zentralen Veranstaltungen sollten in Jerusalem, London und im ägyptischen Urlaubsort Sharm el-Sheikh stattfinden, wo die COP27-Konferenz abgehalten wird. Ursprünglich wollten die Organisatoren die zentrale Veranstaltung auf dem Berg Sinai in einer Art Nachstellung der Übergabe der 10 Gebote abhalten. Die ägyptischen Behörden haben diesen Plan jedoch aus Sicherheitsgründen verworfen.“

Statt dessen trat eine Initiative auf den Plan, mit der Glaubensführer weltweit mobilisiert werden sollen, um die Regierungen zu drängen, mehr gegen den Klimawandel zu tun. Diese begann „am Sonntagmorgen damit, dass ein israelischer Umweltaktivist auf einem ägyptischen Gipfel, der von vielen für den Berg Sinai gehalten wird, Steintafeln zerschlug, um das Versagen der Welt beim Schutz des Planeten zu symbolisieren“, berichtet The Times of Israel am Abend des selben Tages. Die Idee dazu hätten der Solarenergie-Unternehmer Yosef Abramowitz und David Miron Wapner, Vorsitzender des in Jerusalem ansässigen Interfaith Center for Sustainable Development, im Vorfeld der COP27-Klimakonferenz der Vereinten Nationen im ägyptischen Urlaubsort Sharm el-Sheikh gehabt. „Die Sinai-Klimapartnerschaft, die bei der Zeremonie symbolisch ins Leben gerufen wurde, bringt das Interfaith Center for Sustainable Development, das Elijah Interfaith Institute, das Peace Department, die United Nations Faith for Earth Initiative, Abramowitz’ Gigawatt Global und die israelische Umweltorganisation Adam Teva V’Din zusammen. […] „Eine der Tafeln wurde […] mit den Worten ‚Gebrochene Versprechen‘ auf Hebräisch bemalt. Die andere Tafel wurde grün bemalt, um die ‚grünen Gebote‘ zu symbolisieren, so Abramowitz.“ Auch The Jerusalem Post berichtete am 21. November 2022 über das Geschehen.

Das sechste Gebot der 10 Klimagebote von Yosef Abramowitz, die am 25. August 2022 in der Newsweek veröffentlicht wurden, ist ein modernes Sabbatgebot. Unter der Aufforderung „Halte den Sabbat“ wird erklärt: „In Israel gehen die Emissionen am Sabbat jede Woche um 30 Prozent zurück und sind am Jom Kippur (dem jüdischen Versöhnungstag, dem heiligsten Tag des Jahres) fast auf Null gesunken.“ Abramowitz hält nicht am Sabbat fest. Wichtig ist ihm ein „globaler wöchentlicher kohlenstofffreier Ruhetag“. Dieser „könnte die Emissionen der Welt um ein Siebtel reduzieren und kann von verschiedenen Glaubensgemeinschaften an unterschiedlichen Tagen begangen werden.“

Damit knüpft er nahtlos an den 237. Artikel von Laudato Si aus dem Jahr 2015 an. Dort bezeichnet Franziskus den Sonntag als einen „Tag der Heilung der Beziehungen des Menschen zu Gott, zu sich selbst, zu den anderen und zur Welt […]. Der Sonntag ist der Tag der Auferstehung, der ‚erste Tag‘ der neuen Schöpfung, deren Erstlingsfrucht die auferstandene Menschheit des Herrn ist, ein Unterpfand für die endgültige Verklärung der gesamten erschaffenen Wirklichkeit. Außerdem kündet dieser Tag ‚die ewige Ruhe des Menschen in Gott‘ an.“ Wie Abramowitz beruft sich der Papst in seiner Enzyklika auf den biblischen Sabbat, den er dann aber nicht wie Abramowitz auf irgendeinen Wochentag bezieht, sondern ausschließlich auf den Sonntag. „Das Gesetz der wöchentlichen Ruhe schrieb vor, am siebten Tag keine Arbeit zu tun, ‚damit dein Rind und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Sklavin und der Fremde zu Atem kommen‘ (2. Mose 23,12). Die Ruhe ist eine Ausweitung des Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu erkennen. So strahlt der Tag der Ruhe, dessen Mittelpunkt die Eucharistie ist, sein Licht über die ganze Woche aus und motiviert uns, uns die Sorge für die Natur und die Armen zu Eigen zu machen.“ So erklärt der Papst den Sonntag als wichtig für die Wiederherstellung der Natur.

Es fällt auf, dass, wo es um sogenannte Fortschritte in der Klimacausa geht, geistliche Führer der Welt Dinge proklamieren, die sich scheinbar an Aussagen der Bibel orientieren, jedoch nicht das Gleiche meinen oder ihrem Geist sogar widersprechen. Das können beispielsweise die 10 Klimagebote sein, die auf den ersten Blick fromm klingen aber letztendlich der Agenda von Klimaaktivisten folgen. Oder auch die Feier eines anderen Wochentages als die des biblischen Sabbats, vorzugsweise des Sonntags, wenn es nach Papst Franziskus geht. Die Klimareligion ist keine christliche Religion, auch wenn Begriffe wie Klimabuße, Klimahölle, prophetischer Ruf, zehn Gebote oder Sabbatruhe (die sich aber auf den Sonntag bezieht), Umkehr und Reue dies vermitteln mögen.

Selbst wenn die ganze Welt den vermeintlichen Rettern der Klimareligion nachjubelt, haben Christen nur einen Auftrag: Dem Lamm nachfolgen, wohin es auch geht (Offenbarung 14). Jesus ist das Lamm, bei Ihm ist Errettung und Erlösung. Letztendlich wird diese Erde nicht durch eine Klimabewegung gerettet. Sie wird auch nicht runderneuert, restauriert und geflickt. Petrus schreibt: „Es wird aber des HERRN Tag kommen wie ein Dieb in der Nacht, an welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen“, und fügt hinzu: „Wir aber warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“ (2. Petrus 3,11) Diesen neuen Himmel und diese neue Erde zu schaffen ist das Versprechen Jesu. Er wird es halten. Das ist jeden Christen Zuversicht, Hoffnung und Ziel.

StpH, 23.11.2022, 14:08 Uhr


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