Thema Frauenordination bei der Generalkonferenz
Am Mittwoch, den 8. Juli 2015, wurde mit großer Spannung die Entscheidung zur Frauenordination erwartet. Die Delegierten haben am Ende der langen Aussprache und vierjähriger Diskussion von Theologen mit klarer Stimme gesprochen und den Vorschlag, Frauen zum Predigtamt zu ordinieren, abgelehnt. 1381 zu 977 Stimmen gegen die Frauenordination sprechen eine deutliche Sprache – dies entspricht in etwa einem Verhältnis von 60 zu 40 % der Delegierten. Eine klare Entscheidung.
Die Diskussion zum Thema Frauenordination fing bereits um 9.30 Uhr an und ging – bis auf die Mittagspause – den gesamten Tag bis ca. 16.30 Uhr. Viele Redner konnten sich am Mikrofon einreihen und ihre Position für oder gegen die Frauenordination öffentlich kundtun. Es war auffällig zu beobachten, wie manche Repräsentanten für die Frauenordination, vor allem aus Europa und Nordamerika, kulturelle und emotionale Gründe vorbrachten, während andere Delegierte gegen die Frauenordination aus vielen Teilen der Welt immer wieder biblische Gründe äußerten: Man könne nicht der Kultur folgen, die vor allem in unseren westlichen Ländern populär sei; Siebenten-Tags-Adventisten müssten dem Wort Gottes folgen, dies sei unser Maßstab.
Einige Beiträge waren emotional. Auch der ehemalige GK-Präsident Jan Paulsen trat mit großem Nachdruck für die Frauenordination ein, überzog dabei seine Redezeit (2 Minuten pro Redner) entgegen allen anderen Delegierten weit und zog sich nicht nur damit den Unmut vieler Delegierter zu. „Vertraut unseren Leitern“, war seine Devise – anstelle „vertraut dem Wort Gottes“. Ganz anders der wiedergewählte Generalkonferenzpräsident Ted Wilson: Demütig und klar sprach er zum Thema; seine persönliche Position sei bekannt, sagte er. Es müsse allein dem biblischen Vorbild gefolgt werden. Aber er möchte auch darum bitten, dass wenn das endgültige Abstimmungsergebnis feststehe, alle demütig und mit einem guten Geist auseinandergingen und das akzeptierten, was die Vollversammlung der Generalkonferenz beschlossen habe. Insbesondere rief Ted Wilson dazu auf, wieder unsere Hauptsache zu sehen: die Verkündigung der dreifachen Engelsbotschaft und die Erfüllung des Missionsauftrages, den wir als Volk Gottes haben. Die Wahlen wurden nicht elektronisch durchgeführt, weil dieses System als nicht sicher galt. Daher wurde entschieden, dass jeder Delegierte einen Wahlzettel erhielt, auf dem die Antwort Ja oder Nein zur Frauenordination in fünf verschiedenen Sprachen zu lesen war. 2363 Delegierte mussten dann Reihe für Reihe nach vorne zu den Wahlurnen gehen und dort ihre Stimme abgeben. Alles lief sehr geordnet und fair ab – mit der größtmöglichen Diskretion, denn jeder Delegierte sollte frei und unabhängig nach seinem Gewissen wählen dürfen.
Nachdem das Ergebnis verlesen war, fasste Ted Wilson den Tag nochmals zusammen: „Jetzt ist die Zeit, sich unter dem blutbefleckten Banner Jesu zu vereinen – und das in Seiner Kraft, nicht in unserer Kraft“, sagte er. „Jetzt müssen wir als Gemeinde Christi zusammenrücken in dem einen Missionsauftrag!“
Viele Zuschauer und Delegierte gingen am Abend, nachdem das Ergebnis gegen 18.00 Uhr Ortszeit verkündet worden war, dankbar nach Hause in ihr Hotelzimmer, in der Gewissheit, dass Gottes Geist gewirkt hatte und nicht kulturelle Überlegungen über die Bibel gestellt worden waren. Es war der dritte Versuch in den letzten 25 Jahren, die Frauenordination zu erreichen. Nun dürfte sie endgültig gescheitert sein. Es ist jetzt Aufgabe der Vereinigungen und Verbände, die vorgeprescht sind und bereits Frauen für den Predigtdienst ordiniert haben (zum Teil auch in Deutschland), ihr Handeln zu korrigieren und dem ausdrücklichen Willen der weltweiten Adventgemeinde anzugleichen. Möge Gottes Geist auf allen treuen Gläubigen ruhen, und mögen wir uns wieder vereint darauf konzentrieren, die Botschaft der drei Engel zu verkündigen!
Aus San Antonio, Texas (USA):
Stan Sedlbauer