Trump ruft Ben Carson in Ministeramt
Der Neurochirurg wird als erster Adventist Mitglied in einem US-Kabinett
Dezember 2016, Adventist News Network, Mark Kellner
Dr. Benjamin S. Carson Senior, bekannter Kinder-Neurochirurg und der erste Siebenten-Tags-Adventist, der sich um die US-Präsidentschaft beworben hat, hat ein Angebot vom neu gewählten Präsidenten Donald J. Trump angenommen, das Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung zu übernehmen. Das Ministerium ist unter der Abkürzung HUD (Housing and Urban Development) bekannt und eine föderale Einrichtung mit einem Etat von 48 Mrd. Dollar.
Gemäß der Internetseite der Behörde ist das Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung, das 1965 als Kabinettsministerium ins Leben gerufen wurde, die „Bundesbehörde für nationale Politik und Programme, die sich mit dem Wohnbedarf in Amerika befasst, die Kommunen des Landes fördert und für gerechte Gesetze im Wohnungswesen sorgt.“ Während er noch über die Nominierung für das HUD nachdachte, teilte Carson Fox News mit, dass „unsere Innenstädte in einem schrecklichen Zustand sind und wirklich Aufmerksamkeit brauchen.“
Nach seiner Bestätigung durch den US-Senat wäre Carson der 17. Leiter des Ministeriums für Wohnungsbau und Stadtentwicklung und der erste Siebenten-Tags-Adventist mit einer Position auf Kabinettsebene. Nach Angaben des Forschungsdienstes des US-Kongresses steht der HUD-Minister auf Platz Dreizehn als Stellvertreter für den US-Präsidenten.
Trump wird mit den Worten zitiert: „Ich bin hocherfreut, Dr. Ben Carson als unseren nächsten US-Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung zu benennen. Ben Carson hat einen hervorragenden Verstand, und es ist ihm ein großes Anliegen, die Kommunen und ihre Familien zu stärken.“ „Wir haben uns ausführlich über meine Agenda zur städtischen Erneuerung und unsere Ankündigung des wirtschaftlichen Aufschwungs unterhalten, was unsere Innenstädte auf jeden Fall miteinschließt. Ben teilt meinen Optimismus über die Zukunft unseres Landes und wird sich mit dafür einsetzen, dass diese Präsidentschaft alle Amerikaner repräsentiert. Er ist ein harter Kämpfer und gibt niemals auf.“
In derselben Meldung äußerte Carson: „Ich bin der Überzeugung, dass ich einen bedeutenden Beitrag leisten kann, besonders durch die Förderung von Gemeinden mit großer Armut. Wir müssen große Anstrengungen leisten, um jeden Aspekt unseres Landes zu verbessern und den nationalen Wohnbedarf zu decken.“
Carson ist 65 Jahre alt und 2013 als Leiter der Kinderneurochirurgie am John Hopkins-Krankenhaus in Baltimore in den Ruhestand getreten. Er erlangte internationale Bekanntheit durch seine erfolgreiche Operation von siamesischen Zwillingen, die am Hinterkopf zusammengewachsen waren. Seine persönliche Geschichte vom Aufstieg aus der Armut in Detroit durch harte Arbeit, fleißiges Studium und seinen Glauben an Jesus waren Thema seines Buches Begnadete Hände, eine Autobiografie, von der später ein Fernsehfilm produziert wurde, in dem der Gewinner des Academy Awards Cuba Gooding Jr. die Hauptrolle als Carson spielte.
2008 wurde Carson durch George W. Bush die Freiheitsmedaille des Präsidenten verliehen. Bush stellte heraus, Carson habe über eine „düstere Zukunft“ aus Armut und Kriminalität triumphiert und sei stattdessen ein „Lernender, ein Heiler und eine Führungsperson“ geworden. Carsons Mutter, die ihn in jungen Jahren prägte, und seine Frau Candy waren bei der Zeremonie im Weißen Haus anwesend. Ben und Candy Carson sind mit ihren Kindern Glieder der Spencerville-Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring (Maryland).
Im Mai 2015 gab Carson seine Kandidatur für die US-Präsidentschaft bekannt, wodurch auch die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten ins Rampenlicht geriet. Die nordamerikanische Division der Kirche sagte zu diesem Anlass, dass die Adventgemeinde Carson „schätze“, es aber „wichtig für die Kirche sei, ihre historisch langwährende Unterstützung der Trennung von Kirche und Staat aufrechtzuerhalten, indem sie Kandidaten weder befürworte noch ablehne“.
Bisher hat in der Geschichte der USA kein Siebenten-Tags-Adventist eine Position auf Kabinettsebene bekleidet. Präsident Warren G. Harding, dessen Mutter und Schwester Siebenten-Tags-Adventisten waren, berief nach seiner Wahl im Jahr 1920 mehrere adventistische Familienangehörige in Regierungsämter, aber niemand von ihnen war Kabinettsmitglied. Hardings Schwester Carolyn Harding Votaw wurde Leiterin der Abteilung Soziale Dienste des US-Amtes für Volksgesundheit, ihr Mann Heber Votaw wurde von Hardings Justizminister zum Obergefängnisaufseher der Bundesregierung ernannt. Nachdem Präsident Harding 1923 an einem Herzinfarkt gestorben war, verließen innerhalb eines Jahres beide ihr Amt.
In jüngerer Vergangenheit wurde Kaplan Barry C. Black, pensionierter Admiral der Navy und Leiter der Navy-Kaplane, vom US-Senat zum Senatskaplan ernannt. Er war der erste Siebenten-Tags-Adventist in diesem Amt. Adventisten haben mitunter auch im US-Kongress gedient, unter anderem Roscoe Bartlett, Jerry Pettis sowie derzeitig die Abgeordneten Sheila Jackson Lee aus Texas und Raul Ruiz aus Kalifornien.
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