Trump und der Deep State
Denkbar knapp sollte das Ergebnis ausfallen. Es wäre unmöglich, vorherzusagen, wer die Wahl gewinnen würde. Einige Umfragen sähen Kamala Harris vorn – „doch Donald Trump abzuschreiben wäre zu früh“, schrieb der Spiegel im August 2024, und: „Republikaner fürchten Trump-Pleite“. Drei Monate später das selbe Szenario: „Zwischen Donald Trump und Kamala Harris bahnt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen an“, vermutete der Spiegel noch am 3. November. Harris läge in vier Swing-States vorn, habe eine aktuelle Umfrage der New York Times ergeben. Und dann, am 6. November: Ein Erdrutschsieg. Trump gewinnt gegen Harris mit 312 zu 226 Wahlmännern und alle sieben Swing-States. Mit 68 Prozent lag die Wahlbeteiligung am zweithöchsten, nach 1968. Trump erhält die absolute Mehrheit der Wählerstimmen. Die Republikaner erobern die Mehrheit im Senat und haben zusätzlich gute Chancen, die Mehrheit auch im Repräsentantenhaus zu verteidigen. Würde das geschehen, könnte Trump durchregieren.
Es war geschehen, was nicht geschehen durfte. Die linke Presse schnappt nach Luft: „Wie ein Faustschlag ins Gesicht“, japst Stefan Kuzmany im Spiegel einen Tag nach der Wahl. „Es konnte doch nicht sein, dass die Amerikaner diesen Irren noch einmal ins Weiße Haus wählen! Einen verurteilten Verbrecher, einen Feind der Demokratie!“
Arlie Russell Hochschild, 84-jährig und emeritierte Professorin für Soziologie an der University of California, analysiert, dass Trump für viele Wähler jemand sei, der in ihren Augen Recht und Ordnung wieder herstelle. Jemand, der es schaffe, den Menschen nach Jahren des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Abstiegs, das Gefühl der Scham zu nehmen. „Donald Trump hat auf brillante Weise die strukturelle Scham einer ganzen gesellschaftlichen Gruppe erkannt. Weiße Arbeiter machen 42 Prozent der Bevölkerung in den USA aus – und Trump weiß genau, wie er mit ihnen reden muss.“ Aber auch bei anderen Ethnien, speziell Latinos, konnte Trump punkten. Trump wurde mehrheitlich gewählt von Menschen, die auf dem Land leben, denen die Themen Wirtschaft und Einwanderung wichtig waren.
Ziele von Projekt 2025 und Agenda 47
Was ist von den nächsten 4 Jahren unumschränkter Trump-Herrschaft zu erwarten? Auskunft darüber gibt die Agenda 47. Diese ist eine Variante des Projekt 2025: entschärft, weniger detailliert, dafür wählbarer. Die 47 steht für Trump als 47. Präsidenten der USA. „Man kann Donald Trump nicht vorwerfen, dass er mit konkreten Plänen für eine mögliche zweite Amtszeit hinter dem Berg hält“, schreibt die Stuttgarter Zeitung. Massive Steuererleichterungen stehen im Raum. Aus der grünen Energiewende will Trump aussteigen. Millionen von Menschen, die sich illegal im Land aufhalten, sollen hinausgeworfen werden. Ladendiebe sollen künftig von der Polizei erschossen werden dürfen, wenn sie auf frischer Tat ertappt werden. Mit diesem Thema trifft Trump „einen wunden Punkt, da Ladendiebstähle in den USA derart überhand genommen haben, dass sie an Plünderung grenzen, weil die Justiz nicht ausreichend dagegen vorgeht.“ Größere Zurückhaltung dagegen übt die Agenda 47 bei den Themen Abtreibung und Cannabis. Beide Themen wären nicht mehrheitsfähig gewesen. Außerdem geht Trump davon aus, die Kriege zwischen Russland und der Ukraine sowie die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas schnell beenden zu können. Über das „Wie“ schweigt er.
Agenda 47 und Projekt 2025 gegen Genderprogramme und Deep State
Diversitätsprogramme sollen auf allen Bildungsebenen abgeschafft werden. Trump „ruft dazu auf, Gelder von ‚jeder Schule oder jedem Programm abzuziehen, das unseren Kindern die Kritische Ethnie, die Gender-Ideologie oder andere unangemessene rassistische, sexuelle oder politische Inhalte aufzwingt‘.“ Eine American-Acadamy soll allen Amerikanern einen College-Abschluss ermöglichen, ohne Studiengebühren zu verlangen. Diese Akademie „wird strikt unpolitisch sein, und es wird kein Wokeness oder Dschihadismus erlaubt sein“, versprach Trump am 1. November 2023. „In Bezug auf Transgender-Rechte verspricht er ‚Jungen in Mädchensportarten‘ abzuschaffen.“ Bei der Geburt will Trump nur zwei Geschlechter zulassen. Im Zuge der Regierung Trumps sollen möglicherweise bis zu 50.000 Angestellte entlassen werden, um dem Deep state, den „Staat im Staate, also Menschen, die die eigentliche US-Regierung steuern, der Öffentlichkeit aber nicht bekannt sind“, das Wasser abzugraben.
Wird es enger für die Religionsfreiheit?
Auf der anderen Seite macht gerade auch das Projekt 2025 deutlich, dass es für die Religionsfreiheit enger werden könnte in den Vereinigten Staaten. Dort ist auf Seite 589 vom Sabbat die Rede, der standardmäßig der Sonntag sein soll. „Während einige Konservative der Meinung sind, dass der Staat bestimmte religiöse Praktiken fördern sollte, indem er es für Arbeitgeber und Verbraucher teurer macht, nicht an diesen Praktiken teilzunehmen, sind andere Konservative der Meinung, dass die Aufgabe des Staates darin besteht, die freie Ausübung der Religion zu schützen, indem er Hindernisse beseitigt, anstatt sie zu errichten.“ Hier wird ein Konflikt deutlich, zwischen denen, die staatliche Eingriffe und Regulierungen auch betreffend religiöser Fragen fordern und einer anderen Seite, die für eine konsequente Trennung von Staat und Kirche eintritt. Welche Seite wird sich durchsetzen?
Die Ersetzung des Sabbats durch den Sonntag ist einer der großen Schachzüge Satans, um Gottes Gesetz außer Kraft zu setzen. Als Handlanger Satans führte Kaiser Konstantin im Jahr 321 den Sonntag als Ruhetag für das römische Reich verpflichtend ein. In der Enzyklika „Laudato si“ macht Papst Franziskus deutlich, dass dieser Punkt dem Vatikan noch heute wichtig ist. Amerikanische Politiker scheinen auf diesen Zug aufzuspringen. In vergangenen Jahrhunderten setzte der Vatikan seine Ziele mit Gewalt durch, Scheiterhaufen für Andersdenkende waren an der Tagesordnung. Früher ein protestantisches Land, ist der Einfluss Roms in Amerika heute enorm. Da die Protestanten in unzählige Denominationen gespalten sind, stellt die römisch-katholische Kirche in den USA mittlerweile die größte Glaubensgemeinschaft. Der Katholik Biden besucht sonntags eine Jesuitengemeinde an der Georgetown University in Washington. Demokraten und Republikaner, links und rechts, liberal und konservativ stehen unter katholischem Einfluss.
Wer steht hinter Projekt 2025?
Als einer der Vordenker des Trumpismus und als der Architekt des autoritären ‚Projects 2025‘ gilt der Katholik Kevin Roberts. Er ist „Präsident der konservativen Denkfabrik ‚Heritage Foundation‘ und unterhält enge Kontakte zum Opus Dei“, berichtet Domradio. J. D. Vance, zukünftiger Vizepräsident Trumps, ist konvertierter Katholik und „Running Mate“ von Roberts. Dieser hatte zuletzt „klare Signale aus dem Wahlkampfteam Donald Trumps erhalten, leisezutreten.“ Trump „wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf die Blaupause für den autokratischen Umbau der USA zu einer christlichen Nation ziehen, die Roberts Denkfabrik mit dem ‚Project 2025‘ erarbeitet hatte. […] Je mehr die Amerikaner über Einzelheiten des Project 2025 erfuhren, desto weniger gefielen ihnen die im Kern antidemokratischen Ideen. Was Trump dazu veranlasste, öffentlich Abstand zu suchen.“ Vom „taktischen Rückzug“ ist die Rede. „Es gebe ‚eine Zeit zum Schreiben, Lesen und Bücherlesungen und eine Zeit, die Bücher zur Seite zu legen und wie in der Hölle zu kämpfen, unser Land zurückzuerobern‘, erklärt Roberts seinen vorübergehenden Rückzug.“ Das entspreche dem Ratschlag an seine große Fangemeinde, die von rechtskatholischen Zirkeln bis in die Make-America-Great-Again-Welt reiche, und der erklärt, wie Konservative in einer säkularen Welt generell taktieren sollten.
Katholischer Einfluss auf Amerika
Roberts arbeitet mit dem “Catholic Information Center” (CIC) zusammen. „Der CIC ist die Lobby des Opus Dei, das von hier versucht, Einfluss auf die amerikanische Politik zu nehmen.“ Die Mitglieder dieser Organisation verbände sowohl ein spirituelles Band wie ein politisches. „Hier tummeln sich Größen der katholischen Rechten wie Roberts, der Präsident der Federalist Society, Leonard Leo, und J.D. Vance, um nur einige zu nennen. Die militante Sprache Roberts, Leos und Vance dürfte von dem lange verstorbenen spanischen Opus-Dei-Gründer Escriva inspiriert sein […]. Von dort stammt auch die Ablehnung der Idee einer Trennung von Staat und Kirche, wie sie eigentlich zum Selbstverständnis der USA gehört.“
Opus Dei gehöre zu den konservativen und traditionalistischen Kräften im Katholizismus, die in den Vereinigten Staaten die letzte Bastion des Christentums sähen, zitiert Domradio den Theologen Massimo Faggioli von der Villanova University, der damit eine direkte Brücke vom Opus Dei zum Projekt 2025 schlage. Das Schicksal des Katholizismus sei aus dieser Sicht verbunden mit dem Erfolg einer konservativen Restauration. Und Roberts, ihr gefeierter Vordenker, „spricht er über die Salami-Taktik, scheibchenweise zu bekommen, was sich gegen eine Mehrheit in der Bevölkerung durchsetzen lässt.“ Amerika und die amerikanische Lebensweise seien in tödlicher Gefahr und müssten repariert werden. Roberts „wartet geduldig, bis er am Zug ist.“
Es geht um Taktik, um Geduld, um Wiederherstellung eines christlichen, diesmal aber katholischen Amerikas. Scheinbar alles dient einem Ziel: America first – Amerika zuerst. Aber ist es nicht in Wahrheit Katholizismus first? Ist der wahre Deep State, der Staat im Staate, der Vatikan? Die Entstehungsgeschichte der Agenda 2025 deutet genau darauf hin.
Quo vadis, Amerika?
In ihrem Bestseller „Vom Schatten zum Licht“ beschreibt die Autorin Ellen White die Rolle der katholischen Kirche in Bezug auf Amerika.
„Angenommen, die Einschränkungen durch weltliche Mächte würden fallen und Rom könnte seine frühere Machtstellung zurückerhalten, dann würden Gewaltherrschaft und Verfolgung schnell wieder aufflammen. Der friedfertige Ton Roms in den Vereinigten Staaten bedeutet keineswegs eine Sinnesänderung. Rom ist duldsam, wo es hilflos ist. […] Mit den Bewegungen, die sich in den Vereinigten Staaten dafür einsetzen, dass die Einrichtungen und Gebräuche der Kirchen vom Staat unterstützt werden, folgen die Protestanten den Spuren des Papsttums. Ja noch mehr: Sie öffnen dem Papsttum die Tore, sodass es im protestantischen Amerika wieder jene Vorherrschaft erlangt, die es in der Alten Welt verloren hat. Was dieser Bewegung noch größere Bedeutung verleiht, ist die Tatsache, dass das ihr zugrunde liegende Ziel die Durchsetzung der Sonntagsfeier ist. Diese Gepflogenheit hat ihren Ursprung in Rom und es betrachtet sie als Zeichen seiner Autorität. Das ist der Geist des Papsttums, ein Geist, der die Fügsamkeit gegenüber weltlichen Gewohnheiten und die Verehrung menschlicher Überlieferungen über die Gebote Gottes stellt. Dieser Geist beginnt die protestantischen Kirchen zu durchdringen und führt sie dazu, den Sonntag genauso zu erheben, wie es das Papsttum vor ihnen tat.“
All das deckt sich auf frappierende Art und Weise mit den Entwicklungen, die sich heute genau so im Amerika des 21. Jahrhunderts abspielen. Wir von Amazing Discoveries möchten Ihnen wärmstens ans Herz legen, das Buch vom „Schatten zum Licht“ zu studieren, um die aktuellen Entwicklungen in Amerika und der Welt besser in den biblischen Kontext einordnen zu können.
StpH, 12.11.2024