Über die Vernetzung der Religionen, von Klima- und Coronakrise, Laudato si und Klimasonntag

Am Montag, dem 4. Oktober 2021, „haben Vertreter nahezu aller Religionen gemeinsam mit Wissenschaftlern dazu aufgerufen, weltweite Klimaschutzmaßnahmen umgehend zu intensivieren. Im Vorfeld des COP26-Klimagipfels Anfang November in Glasgow präsentierten sie am Montag im Vatikan als Ergebnis monatelanger Beratungen einen entsprechenden Appell. Diesen übergaben die fast 40 Religionsvertreter an den designierten Präsidenten der COP26, den Briten Alok Sharma, und an Italiens Außenminister Luigi Di Maio.“ Dies vermeldet katholisch.de ebenfalls am 4. Oktober unter der Überschrift: „Erster gemeinsamer Appell: Weltreligionen rufen zu Klimaschutz auf“. In dem Appell gehe es um eine gemeinsame moralische Verpflichtung zur Bewältigung des Klimawandels. Alle religiösen und spirituellen Traditionen würden sowohl Sorge für andere Menschen, wie auch für die Schöpfung anmahnen. Im Einzelnen werde von Wissenschaft und Religionen gefordert, die Welt möge so schnell wie möglich einen Netto-Kohlendioxid-Ausstoß von Null erreichen, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Unterzeichnet hatten den Appell, der in acht Sprachen ausgefertigt und übergeben wurde, neben Papst Franziskus hochrangige Vertreter aller christlichen Konfessionen, des sunnitischen und schiitischen Islam, des Judentums, des Hinduismus, des Sikhismus, des Buddhismus, des Konfuzianismus, des Taoismus, des Zoroastrismus und des Jainismus. „‚Mit dem Wissen der Wissenschaft und der Weisheit der Religion‘ müsse man dringend ‚um der gesamten Menschheit willen langfristig denken‘, heißt es in dem Appell. ‚Künftige Generationen werden uns nie verzeihen, wenn wir es versäumen, unsere gemeinsame Heimat zu schützen.‘ Die Wissenschaft, so der Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Joachim von Braun, sei sich beim Klimawandel schon lange einig. Jetzt könne man sagen: ‚Auch die Religionen sind sich in dieser Frage einig.‘“ Im gleichen Zungenschlag berichtet auch der englische Ableger des arabischen Senders Al Jaze era über die Zusammenkunft. Vatican News und Al Jazeera sprechen die gleiche Sprache.

Auch der amerikanische Präsident Joe Biden unterhält beste Verbindungen nach Rom. Am 29. Oktober 2021 berichtete die Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift: „Sie haben sich viel zu sagen“, über eine ungewöhnlich lange Privataudienz des US-Präsidenten mit Papst Franziskus. Thema seien die Corona-Pandemie und der Klimawandel gewesen. Bereits 2019 hatte der, dem Jesuitenorden angehörige Franziskus, den „Klimanotstand“ ausgerufen. Im selben Jahr traf er auf dem Petersplatz Greta Thunberg. Anlässlich der weltweiten Streiks für den Klimaschutz unter dem Motto „Fridays for Future“ hatte der Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo die Einschätzung geäußert, der Papst stehe hinter den weltweiten Klima-Protesten von Schülern. Dabei verwies er ebenfalls auf die Enzyklika Laudato si’, wie der Spiegel berichtet.

Eigentlich seien Franziskus, alias Jorge Mario Bergoglio, ökologische Themen lange lästig gewesen. Doch im Jahr 2015, zwei Jahre nach seiner Paptswahl, veröffentlicht er die Umwelt-Enzyklika „Laudato si‚ –“, die heute als Schlüsseldokument in Umweltfragen gilt. In diesem Rundschreiben zur Bewahrung der Schöpfung, welches an alle Menschen dieser Erde gerichtet ist, schreibt Franziskus unter anderem: „Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können. […] Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen.“ (LS 13) „Wenn die ‚äußeren Wüsten in der Welt wachsen, weil die inneren Wüsten so groß geworden sind‘, ist die Umweltkrise ein Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr.“ (LS 217)

Mittlerweile hat sich die katholische Umweltbewegung den Namen „Movimento Laudato si“ gegeben. „Das drückt aus, dass all unsere Arbeit um die Enzyklika kreist, die im Jahr 2015 herauskam – dem Jahr, in dem auch wir uns gegründet haben. Von Anfang an hat uns das Schreiben inspiriert und ist Basis all unseres Handelns gewesen. Wir haben beispielsweise ,Laudato si`-Wochen organisiert, ,Laudato si`-Botschafter ausgebildet und ,Laudato si-Zirkel’ gegründet. Alle unsere Initiativen kreisen immer um ,Laudato si’“, erläutert der Argentinier Tomás Insua, Geschäftsführer der katholischen Klimaschutzbewegung, gegenüber Radio Vatikan.

Bemerkenswert ist der Hinweis auf den Sonntag als Ruhetag innerhalb von Laudato si’. Auf den bezieht sich Franziskus in Artikel 237 der Enzyklika: „Das Gesetz der wöchentlichen Ruhe schrieb vor, am siebten Tag keine Arbeit zu tun, ‚damit dein Rind und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Sklavin und der Fremde zu Atem kommen‘ (Ex 23,12). Die Ruhe ist eine Ausweitung des Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu erkennen.“ Dass Papst Franziskus den biblischen Sabbat auf den Sonntag bezieht, machen der erste und der letzte Satz des 237. Artikels deutlich: „Am Sonntag hat die Teilnahme an der Eucharistie eine besondere Bedeutung. […] So strahlt der Tag der Ruhe, dessen Mittelpunkt die Eucharistie ist, sein Licht über die ganze Woche aus und motiviert uns, uns die Sorge für die Natur und die Armen zu Eigen zu machen.“

Insgesamt wird die Corona-Pandemie vermehrt mit der Klimakrise in Verbindung gebracht. In diesem Sinne titelte Al Jazeera schon im März 2020: „Der Ausbruch des Coronavirus ist Teil der Klimakrise“ und setzt fort: „Daher sollten Klimaschutzmaßnahmen im Mittelpunkt unserer Reaktion auf die COVID-19-Pandemie stehen.“ Corona-Pandemie und Klimakrise wiederum werden vermehrt, wie auch in Laudato si’, mit dem Sabbatprinzip Ruhe in Verbindung gebracht. So titelt patheos.com: „Wenn die Erde den Sabbat fordert: Von der Corona-Pandemie lernen“, und führt aus: „Es gibt einen Lichtblick, den ich sehen kann: Es ist nicht nur für Menschen – es ist für den Planeten. Dies könnte das erste Mal seit Beginn des Industriezeitalters sein, dass die Erde endlich eine Pause von der unerbittlichen Aktivität und dem Wachstum der menschlichen Industrieproduktion bekommt.“

Bei der Frage des wöchentlichen Ruhetages landet man dann zwangsläufig beim katholischen Sonntag (siehe LS 237). Schon jetzt jagt ein Klimasonntag den anderen. „Seit September 2020 haben sich zudem im Rahmen des „Klima-Sonntag“ mehr als 1.500 Kirchen verschiedener Konfessionen in England, Wales, Schottland und Irland an Klimaschutz-Initiativen beteiligt […] Ziel ist dabei die Vernetzung von Kirchen und zivilgesellschaftlichen Initiativen zum Klimaschutz, um positiv auf den Klimagipfel von Glasgow hinzuwirken. Der „Klima-Sonntag“ war vom Netzwerk für Umweltfragen („Environmental Issues Network“, EIN) ins Leben gerufen worden, das unter der Schirmherrschaft des Rates der Kirchen in Großbritannien und Irland „Churches Together in Great Britain and Ireland“, Ctbi) steht. Die Initiative wird auch von der katholischen Agentur für Entwicklung in Übersee (CAFOD) sowie der karitativen Einrichtung der englischen und walisischen Bischofskonferenz (CBCW) unterstützt“, schreibt Vatican News. So wird unter dem Vorwand, die Umwelt zu schützen, versucht, die Menschen dazu zu bringen, einen nicht-biblischen Ruhetag, den Sonntag zu halten und den biblischen Sabbat außer acht zu lassen.

Auch wenn alle Kräfte der Welt sich gegen Gottes Gesetz verbinden und verbünden werden – am Ende ist es das Reich Gottes, welches siegreich dasteht. Bei allem vorgeblichen Bemühen, die Welt zu retten, sollte eines nicht vergessen werden: den Blick auf den Retter der Welt zu richten und auf Seine Verheißungen und Gebote, einschließlich des Sabbatgebotes. „Hier ist die Geduld der Heiligen, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus!“ (Offenbarung 14,12)

StpH, 15.11.2021, 08:08


Kommentare auf dieser Website sollen für nachfolgende Besucher von Nutzen sein. Unsere ganz subjektiven Moderatoren mögen daher Beiträge, die zum Thema passen, kultiviert sind und Lesewert mitbringen.