Wenn der Blackout kommt

„Die Zukunft der Energieversorgung ist eine Kernfrage in den Koalitionsverhandlungen. Zeitgleich erhöht sich die Gefahr eines totalen Stromausfalls in Europa durch die Energiewende in Deutschland. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz schätzt es als die wahrscheinlichste Katastrophe ein. Zweimal in diesem Jahr war es schon fast soweit.“ So dramatisch beschrieb es der Focus, am 11. Oktober 2021 unter der Überschrift: „Energieversorgung gefährdet“, und: „Zwei Mal stand Deutschland vor Total-Blackout – warum unser Stromnetz Schluckauf hat“. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Deutschland eine durch einen Stromausfall verursachte Katastrophe eintritt, wird vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz in Bonn in seiner aktuellen Übersicht höher als jede andere Gefahr bewertet.

Auch der österreichische Kurier widmet sich ausführlich diesem Thema und beschreibt die auch im Focus erwähnten, in diesem Jahr fast eingetretenen Katastrophenszenarien: „Wie schnell der Strom tatsächlich weg sein kann, hat sich in Europa in diesem Jahr schon zweimal gezeigt. Beinahe wäre dabei auch das Licht in Österreich ausgegangen: Am 8. Jänner war wegen Problemen in Kroatien nahe Ungarn das europäische Stromnetz in zwei Regionen zerfallen. Am 24. Juli waren dann Spanien, Portugal und Teile Frankreichs von Ausfällen betroffen.“

Interessant und auffallend ist die Tatsache, dass im Zusammenhang mit einem solchen Blackout immer wieder von der Energiewende in Deutschland die Rede ist. Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, fasst in einem Interview die Problematik in wenigen Worten zusammen: „Wir haben die Energiewende, die grundsätzlich notwendig ist, um der Klimakrise entgegenzutreten. Aber wir machen das nicht in systemischer Art, und speziell in Deutschland wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Es wird bis Jahresende eine große Menge von wichtigen Kraftwerken stillgelegt. Drei Atomkraftwerke heuer, drei weitere im kommenden Jahr, dazu eine große Menge Kohlekraftwerke. Sie haben eine wichtige Systemfunktion, weil sie Strom regelmäßig und durchgehend liefern und damit als Stoßdämpfer dienen.“ Auf die Frage seines Interviewpartners, ob Wind und Sonne da zu unzuverlässig seien, erwidert Saurugg: „Es muss einfach das gesamte Jahr und in jeder Sekunde – das sind 31,5 Millionen Sekunden pro Jahr – genau so viel erzeugt werden wie verbraucht wird. Da das nie genau der Fall sein kann, braucht man Puffer, und das sind bisher die Großkraftwerke, die man jetzt abbaut.“ Saurugg erwartet einen baldigen Blackout.

Fiele der Strom ein paar Tage über mehrere Länder hinweg aus, „kämen die Menschen schnell an ihre Grenzen, weil ‚zum Beispiel die Trinkwasserversorgung zusammenbrechen und die Versorgung auch mit Dieselkraftstoff für die Notstromaggregate problematisch werden würde‘“, bezieht sich der Focus auf ein Interview von Wolfram Geier, Abteilungspräsident beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, mit dem Deutschlandfunk. Ohne Strom gebe es „kein Licht, keine Toiletten, keine Heizung, kein Telefon, keine Züge und Straßenbahnen, keine Supermarktkasse, keine Aufzüge. ‚Ab drei Tage aufwärts würden wir heute einschätzen, dass das zu katastrophalen Zuständen führen würde.‘“

Die dadurch entstehenden Schäden werden durch die Bevölkerungsschützer höher bewertet als die beispielsweise einer neuerlichen Pandemie oder von Regenfluten, wie sie im Hochsommer Westdeutschland heimsuchten. Focus berichtet, dass das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag schon seit Jahren vor einem Blackout warne und bereits nach wenigen Tagen die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sicherzustellen sei. Die öffentliche Sicherheit sei gefährdet, der grundgesetzlich verankerten Schutzpflicht für Leib und Leben seiner Bürger könne der Staat nicht mehr gerecht werden.

Ein Stadt mit 300.000 Einwohnern hat es vor kurzem eiskalt erwischt. „Der Blackout trifft Dresden um 13.53 Uhr. Ein technischer Defekt im Umspannwerk Dresden-Süd führt zunächst dazu, dass am Montagnachmittag nur die Haushalte rund um Zschachwitz ohne Strom dastehen. Als Sachsen-Energie jedoch den Stromfluss wieder ankurbeln will, passiert es. Ein zweiter Ausfall lässt das Licht nicht nur in den restlichen Dresdner Stadtteilen ausgehen. Auch Radeberg, Pirna, Heidenau, Radebeul, Wilsdruff, Freital und selbst Teile von Klingenberg bekommen plötzlich keine Energie mehr. Fahrstühle bleiben stecken, Straßenbahnen stehen, Handys bleiben stumm, Ampeln schwarz – der Blackout trifft Dresden unvorbereitet.“ So berichtet die Sächsische Zeitung am Abend des 13.09.2021.

„Bei der Suche nach der Störungsursache fand die Polizei verschmorte Reste eines Ballons“, wie Merkur.de einen Sprecher der Polizei am Dienstagmorgen zitiert.

Dieser Vorfall macht klar, wie systembedingt fragil Sicherheit und Zuverlässigkeit in den hochtechnologiebasierten Ländern sind, in denen wir hier leben. „Je näher wir dem Ende der Zeit kommen, desto mehr sollten sich unsere Gemeindeglieder Gedanken darüber machen, wie sie aus den Städten herauskommen. Seit Jahren bin ich dahingehend unterwiesen worden, dass sich die Gläubigen möglichst auf dem Land niederlassen sollten. Ganz besonders wichtig wäre das für Familien mit Kindern, auch wenn sich das nicht immer leicht verwirklichen lässt.“ The Review and Herald, 27. September 1906. Für die Gemeinde geschrieben II, 369. Dieser Ratschlag, gegeben vor mehr als 100 Jahren, wird von Jahr zu Jahr dringlicher.

StpH, 12.10.2021, 6:54


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