Wissenschaft ganz unwissenschaftlich

„Es wird Zeit, dass wir einander verzeihen“, titelte der Spiegel am 27. Januar 2025. Es geht um die Coronazeit in Deutschland, um Dinge, die Kritik und Widerspruch hervorgerufen hatten, darum, „dass manche Maßnahmen im Rückblick absurd erscheinen.“

Und es stellt sich die Frage, welche Rolle „Die Wissenschaftler“ dabei gespielt haben. Gab es „Die Wissenschaft“ überhaupt? Wie unabhängig hatte die Wissenschaft von der Politik agiert? Nach welchen Maßstäben arbeiten Wissenschaftler?

Aus Sicht des Spiegel sei das alles in allem ganz gut gelaufen, die Wissenschaftler hätten einen guten Job gemacht, auch wenn der Spiegel an anderer Stelle zugibt, dass die Politik dem RKI, der Stimme der Wissenschaft für Deutschland in der Coronazeit, vorgeschrieben habe, was es zu tun habe. Aus Sicht des Spiegel sei das alles in allem ganz gut gelaufen, die Wissenschaftler hätten einen guten Job gemacht, auch wenn der Spielgel an anderer Stelle zugibt, dass die Politik dem RKI, der Stimme der Wissenschaft für Deutschland in der Coronazeit, vorgeschrieben habe, was es zu tun habe. Wesentlich kritischer ist der Rückblick von Wolfgang Kubicki, der in einem Interview sagt: „Der Staat hat sich angemaßt, Meinungen zu kanalisieren – das halte ich für verfassungswidrig“. Hat der Staat auch Stimmen aus der Wissenschaft kanalisiert – bestimmte Wissenschaftler vorgezogen, andere ausgegrenzt?

Die Welt beantwortet diese Frage mit Blick auf einen vom US-Repräsentantenhaus veröffentlichten Bericht zum Umgang der Regierung mit der Corona-Pandemie mit einem klaren JA „und übt scharfe Kritik. Das Papier ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Vernunft – und zeigt, wie falsch Wissenschaftler wie Drosten lagen.“

Hier nahm die Politik unglaublichen Einfluss auf die Wissenschaft - mit katastrophalen Konsequenzen für Land und Leute. Auch die sonstigen Arbeitsweisen der Wissenschaft, denen sich Richard Charles Horton gewidmet hat, der Chefredakteur von The Lancet, eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, geben Anlass zu Kritik. „Vieles von dem, was veröffentlicht wird, ist falsch“, beginnt er sein Statement und bekräftigt dieses dann einige Sätze weiter: „Das Argument gegen die Wissenschaft ist einfach: Ein Großteil der wissenschaftlichen Literatur, vielleicht die Hälfte, ist einfach unwahr. Geplagt von Studien mit kleinen Stichprobengrößen, winzigen Effekten, ungültigen Sondierungsanalysen und eklatanten Interessenkonflikten und einer Besessenheit von Modetrends von zweifelhafter Bedeutung hat die Wissenschaft eine Wendung ins Finstere genommen.“ Die offensichtliche endemische Häufigkeit schlechten Forschungsverhaltens sei „alarmierend“. Wissenschaftler würden Daten so zurechtbiegen, „dass sie in ihre bevorzugte Theorie von der Welt passen. Oder sie rüsten Hypothesen nach, damit sie zu ihren Daten passen.“ Auch die Herausgeber von Zeitschriften würden ihren gerechten Anteil an der Kritik verdienen, indem sie die „schlimmsten Verhaltensweisen“ unterstützen und fördern würden. Die „Duldung des Impact-Faktors [der die Bedeutung von Artikeln und Zeitschriften danach bewertet, wie häufig sie zitiert werden], schürt einen ungesunden Wettbewerb um einen Platz in einigen wenigen Zeitschriften.“

Auch an den Universitäten gehe es um mehr als Forschung, befänden sich diese doch selbst „in einem ständigen Kampf um Geld und Talente“. Einzelne Wissenschaftler, einschließlich ihrer Führungskräfte, tun wenig, um eine Forschungskultur zu ändern, „die bisweilen in die Nähe von Fehlverhalten gerät.“ Horton bezieht sich mit seinen Aussagen speziell auf auf die Biomedizin - also genau die Fachrichtung, als deren Sprachrohr das RKI als Leitforschungseinrichtung der deutschen Bundesregierung während der Coronazeit fungierte. Abgesehen davon wird bei vielen Punkten klar, dass es sich hier um ein allgemeines Problem wissenschaftlicher Zuverlässigkeit handelt – alleine die Bewertung von Artikeln und Zeitschriften nach dem Impact-Faktor macht das deutlich.

Unlautere und unzuverlässige wissenschaftliche Methoden, Druck aus der Politik auf Wissenschaftler, Kanalisierung der wissenschaftlichen Meinung – all das sind Gründe, die das allgemeine Vertrauen in die Wissenschaft abnehmen lassen. Selten herrscht unter Wissenschaftlern einhelliger Konsens. Nicht selten kommen diese zu ganz verschiedenen Schlussfolgerungen, welche sich in öffentlichen Diskussion widerspiegeln sollten. Das wäre eine wichtige Voraussetzung für mehr Vertrauen in wissenschaftliche Forschung. Werden andere Meinungen auf Geheiß der Politik ausgegrenzt und stigmatisiert, entsteht das Gefühl, nicht informiert, sondern bevormundet zu werden. Und genau das passiert momentan auf vielen Gebieten: Nicht nur Corona, auch Klimakrise und Genderstudies sind Themen, die polarisieren, bei denen es aber so gut wie keinen echten öffentlichen Diskurs gibt. Regelmäßig erklären Faktenchecker der Öffentlichkeit, welche Meinung die richtige ist – auch wenn genau diese Faktenchecker von der Politik bezahlt werden – dergleichen Politik, die auch dem RKI vorgeschrieben hat, welche Entscheidungen zu treffen sind.

Zurück zum Thema Vergebung: „‚Wir werden einander viel verzeihen müssen‘, sagte Spahn voraus, als es losging. Fünf Jahre danach ist es Zeit, einander zu verzeihen. Zu lernen aus den Fehlern dieser Pandemie, um besser vorbereitet zu sein auf die nächste. Die kommt bestimmt, früher oder später“, schreibt der Spiegel.

Vergebung und Verzeihen sind biblische Themen, aber sie sind verknüpft mit Reue, Buße, Umkehr und Herzensänderung. „Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ (Römer 12,2 – Luther 2017) „Darum legt die Lüge ab und redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten“, fordert Paulus die Gläubigen in Epheser 4,25 auf. Solange es keine Umkehr, keinen Wunsch nach echter Herzensänderung gibt, keine ernstgemeinte Bitte um Vergebung, kein wirkliches Interesse an der Wahrheit, bleibt das „einander verzeihen“ nicht mehr als eine Floskel, ein frommer Wunsch. Solange bei heute aktuellen Themen wieder ausgegrenzt und stigmatisiert wird, entlarvt sich dieser fromme Wunsch als pure Heuchelei.

Auf Wissenschaft und Politik haben wir nur wenig Einfluss. Aber wir ermutigen Sie, den Ihnen von Gott gegebenen Verstand zu benutzen: Sie brauchen nicht vor jedem als wissenschaftlich vorgetragenen Argument in die Knie gehen. Wissenschaft irrt immer wieder, muss Irrtümer eingestehen. Oft wird sowieso nur eine Seite der Medaille gezeigt. In Ihrem Leben aber können sie Sorge tragen, die Prinzipien des Reiches Gottes zu verwirklichen: Echte Reue, echte Umkehr, echtes Interesse am anderen, auch wenn dieser eine andere Meinung vertritt. Dazu gehört auch die Bitte um Vergebung und Vergebung gewähren, wo Unrecht geschah. Gott segne Sie darin!

Stph, 27.01.2025


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